Künstliche Intelligenz (KI) hält nach und nach in fast allen Lebensbereichen Einzug. Wo kann sie auch für Ärzt:innen und Patient:innen einen Mehrwert bieten?
„Es steht außer Frage, dass intelligente Lösungen im Klinik- und Praxisalltag zukünftig eine bedeutende Rolle spielen werden“, erklärt Dr. Hartmuth Nowak, Ärztlicher Leiter am Zentrum für Künstliche Intelligenz, Medizininformatik und Datenwissenschaften des Universitätsklinikums Bochum.
Aber wo können Daten und KI medizinisches Personal unterstützen – und so den Patient:innen helfen? Bei einer Fortbildungsveranstaltung erläuterte Dr. Nowak das am Beispiel der Sepsis – umgangssprachlich oft als „Blutvergiftung“ bezeichnet. Es sei möglich, dass KI-basierte Systeme eine Sepsis vorhersagen könnten. Eine amerikanische Studie zeigte gute Ergebnisse: Wurden Patient:innen im Krankenhaus zusätzlich mithilfe eines Algorithmus überwacht, mussten sie kürzer in der Klinik bzw. auf der Intensivstation behandelt werden. Auch die Sterblichkeitsrate dieser Gruppe war niedriger als die der Patient:innen, die ohne ergänzende KI-Unterstützung überwacht wurden.
Herausforderungen bei der Einführung
Derzeit sind diese „KI-Studien noch wenig am Krankenbett angekommen“, sagt Dr. Nowak. Die Gründe dafür sieht er u. a. den zahlreichen regulatorischen Aspekten, die bei der Entwicklung von Medizinprodukten wie KI-Systemen zu beachten sind.
Noch schwieriger sei es derzeit, solche KI-Systeme in Arztpraxen zu etablieren. Die größten Herausforderungen: die teils uneinheitlichen Patientenakten und oft unstrukturierte Dokumentation. Beides macht die Datenerfassung und -harmonisierung schwierig. Dabei könnten die Systeme in der Arztpraxis nicht nur bei medizinischen Fragestellungen unterstützen, sondern auch organisatorische Aufgaben übernehmen, z. B. automatische Patientenerkennung und -benachrichtigung für anstehende Termine.
„Wir werden sicherlich nie an den Punkt kommen, dass Medizin vollständig automatisch abläuft“, sagt Nowak. Das sei auch nicht wünschenswert. Aber gerade angesichts des derzeitigen Personalmangels im Gesundheitswesen hält er die Unterstützung durch KI-basierte Systeme für relevant, damit Ärzt:innen und Pflegepersonal mehr Zeit für die Patient:innen bleibt.
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Sen. Specialist Corporate Communications