Gesundheitspolitik

Impfen gegen Krebs – Das Schwerpunktthema der Nationalen Krebspräventionswoche 2021

13. September 2021

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Pinke Impfteilchen

„Pikst kurz, schützt lang – Mach Dich stark gegen Krebs” ist das Motto der diesjährigen Krebspräventionswoche vom 13. bis 17.September 2021 mit dem Schwerpunktthema Impfen gegen Krebs, insbesondere der HPV Impfung – doch welche Weichen muss die Politik nach der Bundestagswahl stellen um die Chance zu nutzen, die internationalen Ziele der Eliminierung von Gebärmutterhalskrebs und das Zurückdrängen weiterer HPV induzierter Krebsarten zu erreichen?

Die Nationale Krebspräventionswoche ist eine gemeinsame Initiative der Deutschen Krebshilfe, des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG). Die drei Organisationen machen damit auf das große Potenzial der Prävention aufmerksam.

Die internationalen Ziele

Im November 2020 hat die WHO die Eliminierung von Gebärmutterhalskrebs als eines der drängendsten Ziele benannt, eine globale Strategie dazu veröffentlicht und zur Erreichung ein Maßnahmenpaket vorgestellt. Und im Februar 2021 legte die EU Kommission den Europe`s Beating Cancer Plan vor, in dem sie sich auf vier zentrale Aktionsbereiche mit 10 Leitinitiativen und zahlreichen unterstützenden Maßnahmen konzentriert, bei denen die EU den größten Mehrwert erzielen kann. Im Bereich Prävention schlägt sie vor die Impfung von mindestens 90 % der Mädchen und eine deutliche Steigerung der Impfung von Jungen bis 2030 zu erreichen.

Sowohl die WHO als auch die Europäische Kommission haben damit den Kampf gegen bestimmte HPV-assoziierte Krebserkrankungen zu einer gesundheitspolitischen Priorität erhoben und notwendige Maßnahmen sowie klare Ziele für erforderliche Impfquoten festgelegt.

Wo stehen wir in Deutschland?

Im Gegensatz zu den Kleinkindimpfquoten sind die Impfquoten zur Prävention bestimmter HPV-bedingten Erkrankungen auf einem unzureichenden Niveau, denn nur 51,1 % der 18-Jährigen Mädchen und 1,3 % der Jungen waren im Jahr 2018 vollständig gegen HPV geimpft. Bei etwa 19 % wird die begonnene Impfserie nicht abgeschlossen. Das heißt, dass oft die Zweit- und Dritt-Impfungen nicht im Anspruch genommen werden, die für einen vollständigen Impfschutz so wichtig wären.

Zudem gibt es große regionale Unterschiede der Impfquoten. Laut Daten des RKI von 2018 variieren die Impfquoten bei vollständig geimpften 15-jährigen Mädchen innerhalb der Bundesrepublik sehr stark: Sind es in Bayern und Baden-Württemberg gerade einmal ca. 35 %, kommen die neuen Bundesländer auf Werte von um die 60 %. Insgesamt wird über die Regionen hinweg zu wenig geimpft und unzureichend durchgeimpft.

Der leichte Anstieg der HPV Impfquote in Deutschland in den letzten Jahren ist zwar grundsätzlich positiv zu bewerten, wird aber mittelfristig kaum zur Erreichung der Ziel-Impfquoten der WHO und der EU-Kommission ausreichen.

Der Vergleich mit den Zielvorstellungen der WHO und der EU-Kommission sowie den HPV Impfquoten bei 9- bis 14-jährigen Mädchen in anderen Ländern – zum Beispiel Großbritannien und Kanada (über 80 %) sowie Norwegen (über 90 %) – zeigt den enormen Handlungsbedarf.

Zukunft Impfen – Die Prävention durch Impfen voran bringen

Die Entwicklung der letzten Jahre betrachtend stellt sich die Frage, wie in Deutschland eine schlüssige und mittelfristige Strategie zur Erreichung ambitionierter Ziele aussehen sollte. Die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) hat die aktuelle Situation schlechter und sogar zurückgehender Impfungen aufgrund der Pandemiesituation zum Anlass genommen in ihrem Beschluss vom 16.06.21 alle Akteure im Gesundheitswesen aufzufordern, insbesondere die HPV Impfquoten zu verbessern und verweist darin auf die Ziele der EU Kommission im Europe`s Beating Cancer Plan.

Aus den hohen HPV Impfraten anderer Länder, den Zielstellungen der WHO und der EU-Kommission sowie der Beschlussfassung der Gesundheitsministerkonferenz ergeben sich wesentliche Eckpunkte, die zur Erreichung hoher HPV Impfquoten in Deutschland umgesetzt werden sollten:

  • Auf das Thema HPV ausgerichtete und fokussierte, altersgerechte Aufklärungskampagnen zur Steigerung der Akzeptanz
  • Etablierung von Impfen in den Lebenswelten wie z.B. in Schulen ermöglicht einen niedrigschwelligen, zielgerichteten Zugang und kann eine gute Ergänzung zu den bisherigen Impfstrukturen darstellen
  • Nutzung digitaler Möglichkeiten durch den elektronischen Impfpass und verbindliche Einführung von Einladungs- und Recall-Systemen

Letztendlich müssen die verschiedenen Maßnahmen durch weitere flankiert und in einer bundesweiten, länderübergreifenden Gesamtstrategie zusammengeführt werden.

Für eine Verbesserung der Krebsprävention ist es dringend erforderlich, dass eine neue Regierung deutlich aktiver wird und die Weichen für strukturelle Veränderungen in der Impfprävention stellt, um notwendige Steigerungen der HPV-Impfquoten erreichen zu können.

Ihr Kontakt

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:

Frank Treu
Manager Gesundheitspolitik

+49 15 209 280 461

frank.treu@msd.de