Forschung

#einfacherklärt: Gibt es eine HIV-Impfung?

31. Januar 2023

Blogeintrag teilen

Facebook icon

.st0{fill:#00857C;} Twitter icon

Linkedin icon

Email icon

Eine Hand, die einen Gummihandschuh trägt, hält ein Reagenzglas. Darauf klebt ein Aufkleber mit der Aufschrift HIV und zwei Kästchen, die HIV negativ und HIV positiv andeuten. Das Kästchen bei HIV positiv ist angekreuzt.

Wie ist der aktuelle Stand der Forschung im Bereich HIV? Wie funktionieren die Therapien und gibt es einen Impfstoff? Wir haben unsere Kollegin Claudia Kröger gefragt, die die Entwicklung der HIV-Pandemie in Deutschland von Beginn an begleitet hat.

Liebe Claudia, die wichtigste Frage zuerst: Gibt es einen Impfstoff gegen HIV? Und wenn nicht, warum gibt es keine Impfung gegen HIV?
Nein, bisher gibt es keine Impfung, die vor einer Ansteckung mit dem HI-Virus – dem Humanen Immundefizienz-Virus – schützt. Ein großes Problem ist, dass sich das Virus ständig verändert und so immer neue Varianten entstehen. Hat man Antikörper gegen eine Variante entwickelt, helfen diese gegen eine andere möglicherweise überhaupt nicht. Bei einer HIV-Therapie werden auch deshalb immer verschiedene Medikamente eingesetzt, um die Vermehrung des Virus an verschiedenen Stellen zu blockieren. Mittlerweile stehen mehr als 20 Wirkstoffe gegen das Virus zur Verfügung. Was es inzwischen gibt, um eine Ansteckung zu vermeiden, ist eine sogenannte Präexpositionsprophylaxe (PrEP). Dabei handelt es sich um Medikamente, die regelmäßig eingenommen werden müssen, um eine Infektion verhindern zu können.

Du hast in den 1980er-Jahren als Arzthelferin einige der ersten HIV-Patient:innen betreut und in deinem Biologiestudium selbst zum Virus geforscht. Wie hast du die Entwicklung der HIV-Pandemie erlebt?
Am Anfang war es schlimm. Wir hatten wenig Möglichkeiten, den Menschen zu helfen. Und das Virus macht es den Wissenschaftler:innen nicht leicht. Es mutiert nicht nur ständig, sondern bietet auf seiner Oberfläche wenig Möglichkeiten für Antikörper „anzudocken“. Trotzdem standen bereits Mitte bzw. Ende der 1990er-Jahre die ersten Therapien zur Verfügung. Das hat viele Leben gerettet! Heute nehmen die meisten Menschen, die mit einer HIV-Infektion leben, ein bis zwei Tabletten pro Tag. Wenn Sie ihre Behandlung früh begonnen haben und konsequent ihre Medikamente einnehmen, führen sie so ein fast normales Leben.

Kannst du etwas näher erklären, wie eine HIV-Behandlung funktioniert?
Bei einer HIV-Therapie werden unterschiedliche Wirkstoffe miteinander kombiniert, die an verschiedenen Stellen der Virusvermehrung ansetzen. Das bedeutet, dass manche Medikamente verhindern sollen, dass das Virus in eine Zelle eindringt, andere wiederum, dass das Virus sein Erbgut in die Zelle einsetzt oder wieder andere, dass infizierte Zellen neue Viren produzieren. Diese Form der Kombinationstherapie hat sich bewährt: Dadurch kann die Vermehrung des Virus sogar so stark unterdrückt werden, dass es im Blut nicht mehr nachweisbar ist. Dann kann es auch nicht mehr übertragen werden – auch nicht beim Sex! Laut aktueller Zahlen des Robert Roch-Instituts von Dezember 2022 leben ca. 90.800 Menschen mit HIV in Deutschland. Etwa 90 Prozent davon sind diagnostiziert. Von den diagnostizierten Personen befinden sich 96 Prozent in Therapie und davon gelten ebenfalls 96 Prozent als erfolgreich therapiert, bei ihnen ist das HI-Virus also nicht nachweisbar.

HIV ist also nach wie vor nicht heilbar, aber gut behandelbar. Was sind aus deiner Sicht die größten Herausforderungen, vor denen Menschen, die mit HIV infiziert sind, heute stehen?
Leider sind das vor allem Diskriminierung und Stigmatisierung. In einer Befragung der Deutschen Aidshilfe im Jahr 2020 gaben 95 Prozent der Teilnehmenden an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten eine diskriminierende Erfahrung aufgrund ihrer Infektion gemacht haben. 52 Prozent haben angegeben, dass sie wegen Vorurteilen in ihrem Leben beeinträchtigt sind. Das liegt vor allem daran, dass viele Menschen zu wenig über HIV wissen – bzw. ihr Wissen noch auf dem Stand aus den 1980er Jahren stammt – und Berührungsängste gegenüber Menschen mit HIV haben. Sie haben Angst sich bei alltäglichen Dingen anzustecken. Dabei ist HIV relativ schwer übertragbar. Egal ob umarmen, vom gleichen Teller essen oder küssen: Es besteht in diesen Fällen kein Risiko, sich mit HIV anzustecken. Ich würde mir sehr wünschen, dass das in der Gesellschaft ankommt und Menschen endlich mit HIV, aber ohne Stigmatisierung leben können.

Weitere Informationen zu HIV haben wir auf unserer Patientenwebseite zusammengestellt. Außerdem beantwortet das Robert Koch-Institut hier die häufigsten Fragen zu einer HIV-Infektion und AIDS.

Ihr Kontakt

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:

Charlotte Gerling
Sen. Specialist Corporate Communications

+49 89 45 612 093

charlotte.gerling@msd.de