Zwei Jahre Pandemie liegen hinter uns und sie hat dem Thema Impfen eine massiv gesteigerte Sichtbarkeit verschafft. In Deutschland beschäftigten sich die Menschen plötzlich mit mRNA-, Tot- und Vektorimpfstoffen. Doch während gegen SARS-CoV-2 geimpft wurde, zeichnet sich bei einem anderen Virus eine deutliche Impflücke ab: beim Humanen Papillomvirus (HPV). Die DAK-Sonderanalyse zum Kinder- und Jugendreport 2021 zeigt auf, dass im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorpandemiejahr 2019die HPV-Erstimpfungsquote bei 9 – 17-jährigen Mädchen um über -14% und bei Jungen rund -9% zurückgegangen ist. Das ist ein Alarmsignal und ein Präventionsproblem, denn jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 6250 Frauen und 1600 Männer an HPV-bedingtem Krebs.
Für uns bei MSD Deutschland ist deshalb klar: Das Thema gehört weit oben auf die Agenda. Bei unserem ersten Bruncheon haben wir mit Politiker:innen, Kassenvertreter:innen und Wissenschaftler:innen gemeinsam nach Lösungen gesucht, um der HPV-Impfung eine Trendwende zu geben.
HPV betrifft fast alle, denn 85 – 90% aller Menschen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit Humanen Papillomviren. Sie sorgen für rund 50% aller infektionsbedingten Krebserkrankungen in den entwickelten Ländern. Das ist teilweise vermeidbar, denn es gibt eine Impfung gegen bestimmte HPV-Typen. Wie können wir aber das Ziel der EU-Kommission erreichen, bis 2030 mindestens 90 % der Mädchen und möglichst viele Jungen zu impfen?
Unsere Impulsgeber:innen gaben einen Überblick über die aktuelle Lage und diskutierten mögliche Lösungsansätze. Mit dabei waren Anna Konopka-Feiler, COO der Ohhh! Foundation, Prof. Dr. Christof von Kalle, Vorsitzender des Vision Zero e.V., Volker Röttsches, Leiter der DAK Landesvertretung Berlin und Dr. Alexa Meyer, Business Unit Director Vaccines bei MSD Deutschland.
Ein Ansatz, um die HPV-Impflücken zu schließen und die Impfquote zu erhöhen, liegt auf der Hand und fand in der Diskussion breiten Zuspruch: Informationen, Aufklärung und Impfungen sollten stärker auch da angeboten werden wo die Zielgruppen sind. Bei Jugendlichen sind das vor allem die Schulen. Dass dort durchschlagende Erfolge erzielt werden können, zeigt der Blick in andere Länder mit sehr hohen Impfquoten. Dieses niedrigschwellige Angebot könnte auch in Deutschland helfen, meinte Anna Konopka-Feiler in der Diskussion. Allerdings sagte sie auch, dass die föderale Struktur in Deutschland ein Problem für eine einheitliche Impfkampagne darstelle.
Eine bessere HPV-Prävention durch Impfungen setzt zudem mehr Sichtbarkeit des Themas voraus. MSD Deutschland hat deshalb zusammen mit weiteren Kooperationspartnern, wie zum Beispiel Verbänden und Krankenkassen die Initiative „ENTSCHIEDEN. Gegen Krebs.“ ins Leben gerufen. Denn es ist wichtig, neben den Jugendlichen selbst, auch ihre Eltern zu erreichen. Die Kampagne informiert via Radio und TV-Spots, durch Anzeigen in Printmedien, durch Plakate und Werbung im Öffentlichen Personennahverkehr und stellt Infos für Ärzt:innen zur Verfügung. Klar ist auch, dass verschiedene Zielgruppen auf unterschiedlichen Kanälen unterwegs sind. Da gesellschaftliches Leben zunehmend auch online stattfindet, wird die digitale Ansprache umso wichtiger – und das gilt für Jugendliche im Besonderen. Darauf zielt unter anderem die Ohhh! Foundation ab, die junge Männer und Frauen über Sexualität und Geschlechtskrankheiten sowie HPV aufklärt.
Doch auch im politischen Bereich oder bei den Krankenkassen sind neue Lösungsansätze wichtig. Die Digitalisierung kann hier ein Schlüssel zum Erfolg sein. Wenn die elektronische Patientenakte mit einem digitalen Impfpass flächendeckend eingeführt ist, könnte durch die Krankenkassen eine Einladungs- und Erinnerungsfunktion für anstehende Impfungen integriert werden. Gerade für die HPV-Impfung wäre das ein wichtiger Fortschritt, etwa auch um den Abbruch begonnener Impfserien zu verhindern. Im Austausch zwischen den Bundestagsabgeordneten Martina Stamm-Fibich und Erwin Rüddel mit Volker Röttsches wurde schnell klar, dass dafür zunächst Hürden bei Datenschutzfragen ausgeräumt werden müssen. Ein individueller Anspruch der Versicherten auf Impferinnerungen könnte für die notwendige Rechtsklarheit sorgen
Das erste MSD Bruncheon hat umrissen: Im Bereich HPV-Impfprävention ist noch viel zu tun. Wir kommen nur voran, wenn alle Akteure im Gesundheitssystem an einem Strang ziehen. Denn nur gemeinsam kann die Umsetzung dringend notwendiger Maßnahmen und einer Präventionsstrategie ein Erfolg werden.