Gesundheitspolitik

MSD in Deutschland: Unser Beitrag am Standort

16. August 2024

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Pharma als Schlüsselindustrie 

Deutschland ist bekannt für seine Automobilhersteller, den Maschinenbau oder die chemische Industrie. Doch im Schatten dieser Giganten blüht eine andere Schlüsselindustrie: die Pharmaindustrie. Spätestens seit der COVID-Pandemie ist jedem geläufig, wie wichtig Arzneimittel-Innovationen nicht nur für die Gesundheit, sondern auch für Wirtschaft und Gesellschaft sind. Zuletzt rückt auch der wirtschaftliche Beitrag der Pharmaindustrie selbst in den Fokus: Denn die forschenden Pharmaunternehmen bieten nicht nur gute Arbeit, Forschung und Produktion hierzulande, sondern als hoch-technologie Branche spielen sie auch eine wichtige Rolle für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland. 

Unser Beitrag zum Pharma- und Wirtschaftsstandort:
2,6 Milliarden Euro 

Auch MSD leistet einen bedeutenden Beitrag zur deutschen Wirtschaft. An neun Standorten deutschlandweit beschäftigen wir über 2.500 Mitarbeitende, die innovative Arzneimittel und Gesundheitstechnologien für Menschen und Tiere erforschen, entwickeln, produzieren und vertreiben. Davon profitieren nicht nur unsere Patient:innen, sondern auch der Standort: Mit unserer Präsenz schaffen wir Arbeitsplätze und Wertschöpfung vor Ort – nicht nur bei MSD selbst, sondern auch darüber hinaus. Etwa indem wir Dienstleistungen und Waren von lokalen Unternehmen einkaufen und so Jobs bei Zulieferunternehmen sichern. 

Diesen sogenannten „ökonomischen Fußabdruck“ von MSD in Deutschland hat das Darmstädter Wirtschaftsforschungsinstitut WifOR jetzt genau ermittelt: Über 860 Mio. Euro direkte Wertschöpfung findet bei MSD in Deutschland statt. Mit jedem Euro, den wir hier erwirtschaften, schaffen wir zwei Euro zusätzliches Wachstum in der deutschen Volkswirtschaft. Das ist im Schnitt mehr als doppelt so viel wie im Industrieschnitt der Pharma- und Medizintechnikbranche. Rund 2,6 Mrd. Euro steuert MSD so insgesamt zum deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Und: Jeder Arbeitsplatz bei uns sichert wiederum mehr als sieben weitere Arbeitsplätze. Insgesamt unterstützt MSD damit ca. 22.000 Arbeitsplätze auf dem deutschen Arbeitsmarkt.   

Investition in Forschung und Entwicklung (F&E):
Wachstumstreiber der Zukunft 

Die Pharmazeutische Industrie zeichnet sich dabei insbesondere dadurch aus, dass sie hierzulande nicht nur produziert, sondern auch forscht. Auch bei MSD investieren wir kontinuierlich in die Innovationen von morgen. Im Jahr 2022 flossen rund 71 Millionen Euro direkt in den Forschungsstandort Deutschland – ob über klinische Studien für neue Arzneimittel oder unseren Forschungsstandort für Tiergesundheit in Schwabenheim. Unsere Investitionen sind Teil eines größeren Trends in der pharmazeutischen Branche, die in F&E rund doppelt so viel investiert wie das verarbeitende Gewerbe, einschließlich der Automobil- und Maschinenbaubranche.   

Die richtigen Rahmenbedingungen sind entscheidend 

Damit die Pharmaindustrie weiterhin der Motor für die deutsche Wirtschaft bleibt, braucht es die richtigen, politischen Rahmenbedingungen. Denn die regulatorischen Leitplanken entscheiden darüber, welche Produktions- & Forschungsanreize hierzulande im Pharmasektor bestehen und wie attraktiv der Standort für Neuinvestitionen im globalen Wettbewerb ist.  

Im Rahmen der nationalen Pharmastrategie hat die Bundesregierung genau diese Ziele bereits in den Fokus gerückt: Um Pharmaunternehmen und ihre Investitionen auch in Zukunft in Deutschland zu halten, ist nun eine ambitionierte Umsetzung der Strategie notwendig.  Mit dem Medizinforschungsgesetz hat Berlin den ersten Schritt getan. Doch weitere Anstrengungen sind nötig. Insbesondere auch die Marktzugangsbedingungen für Arzneimittel haben erhebliche Auswirkungen auf die Attraktivität des Standorts. Das deutsche AMNOG-Verfahren sollte kontinuierlich weiterentwickelt und für die Innovationen von morgen fit gemacht werden. Mit Blick nach Brüssel steht die endgültige Entscheidung über das EU-Pharmapaket und dessen konkrete Ausgestaltung noch aus. Auch hier ist es wichtig, dass die Innovationsförderung Eingang in den Entwurf findet. Denn mit den Innovationen von morgen, verbessern wir nicht nur die Gesundheit, sondern legen auch den Grundstein für Wachstum und Wohlstand. 

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Gesundheitspolitik

Mit niedrigschwelligen Maßnahmen die HPV-Impfprävention stärken!

27. Februar 2024

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Mutter Kind am Klavier

„One less worry“ ist das Motto des diesjährigen internationalen HPV-Awareness-Day, der am 4. März stattfindet. Humane Papillomviren (kurz HPV) können bestimmte Krebserkrankungen auslösen, daher soll dieser Tag das Bewusstsein für HPV schärfen. Denn die gute Nachricht: durch eine konsequente Umsetzung von Vorsorgemaßnahmen und Präventionsprogrammen kann die HPV-Impfung einen wichtigen Beitrag bei der Bekämpfung bestimmter HPV-bedingter Krebserkrankung leisten.

Sensibilisierung ist wichtig, denn noch sind hierzulande zu wenige Menschen gegen das HP-Virus geimpft: RKI-Daten zeigen, dass die Impfquote vollständig geimpfter 15-jähriger Mädchen 2020 bei 51 % und der Jungs bei nur 17 % lag. Damit kommt Deutschland im europäischen Vergleich bei den Mädchen lediglich auf Platz 19 von 29 Ländern.

Die Europäische Kommission hat 2021 ihren „Europe‘s Beating Cancer Plan“ vorgestellt und erst kürzlich einen Vorschlag des Europäischen Rates zu vermeidbaren Krebsarten durch Impfungen veröffentlicht. Ein wichtiges Ziel des Plans zur Eliminierung von Gebärmutterhalskrebs sowie der Bekämpfung weiterer, bestimmter HPV-bedingter Krebserkrankungen ist es eine Impfquote von 90 % bei den 15-jährigen Mädchen bis 2030 zu erreichen. Auch bei den Jungen sollte die Quote erheblich gesteigert werden. Deutschland hat sich diesen Zielen verpflichtet. Doch dafür müssen hierzulande noch einige Hausaufgaben erledigt werden.

Aus den EU-Vorschlägen lassen sich folgende Handlungsempfehlungen für eine bessere HPV-Impfprävention in Deutschland ableiten:

  • Verbindliche Public Health-Strukturen schaffen,die die Akteure stärker harmonisiert und koordiniert (z.B. Nationale Lenkungsgruppe Impfen (NaLI), STIKO, RKI, BZgA, Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM), niedergelassene Ärzte, ÖGD).
  • Information und Aufklärung intensivieren
  • Niedrigschwellige Zugänge auf- und ausbauen, um die bestehenden Impflücken zu schließen. Länder wie Frankreich, Schweden und die Schweiz haben bereits begonnen Impfzugänge auszuweiten, Nationale Impfstrategien oder Impfallianzen umzusetzen. Eine Implementierung in die Vorsorgeuntersuchung (neue U10) würde der HPV-Impfung zusätzlich mehr Sichtbarkeit geben.
  • Elektronischen Impfpass umsetzen und Einladungs-/ Erinnerungssysteme zeitnah und verbindlich im elektronischen Impfpass integrieren.
  • Impfmonitoring verbessern um den Status von Impfquoten – und Lücken nachverfolgen zu können, damit zielgerichtete Folgemaßnahmen abgeleitet werden können.
  • Gezielte Nachholkampagnen, die auch junge Erwachsene abdecken

Wenn Politik, Impfinstitutionen, Ärzt:innen, Wirtschaft und Eltern an einem Strang ziehen und Maßnahmen zügig und pragmatisch umsetzen, kann es sogar dazu beitragen, dass Gebärmutterhalskrebs eines Tages eliminiert werden kann! Let’s do it! #onelessworry

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Digitaler Aufbruch im Gesundheitswesen?

9. November 2023

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Jonathan Muck

Künstliche Intelligenz und Digitalisierung: seit Jahren stehen diese Themen im Mittelpunkt unzähliger Debatten. Im internationalen und europäischen Vergleich kam die Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland dabei bisher aber nur schleppend voran: In einer Studie der Bertelsmann Stiftung reichte es für Deutschland im Jahr 2018 nur für Platz 16 von 17. Eine Studie von Deloitte zeichnet ein ähnliches Bild auch in 2020: Hier belegte die Bundesrepublik Platz 7 von 8 in einem europäischen Vergleich. Damit der technologische Fortschritt es von den Diskussionspodien aber auch tatsächlich in den Alltag von Mediziner:innen schafft und zuletzt auch bei den Patient:innen ankommt, müssen auf politischer Ebene einige Weichen gestellt werden. Mit dem Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) und das Digital-Gesetz (DigiG) hat die Bundesregierung dieses Thema nun in Angriff genommen. Schafft Deutschland mit den beiden Digitalgesetzen endlich den Sprung in die Champions League der digitalen Gesundheitssysteme?

Die Stoßrichtung der Gesetzesentwürfe ist grundsätzlich richtig

Im November kommen das GDNG und das DigiG voraussichtlich ins Parlament und werden im Bundestag diskutiert. Beide sind gute Ausgangspunkte, um die Digitalisierung voranzutreiben:

  • Die Opt-Out-Regelung für die elektronische Patientenakte (ePA) verschafft vielen Versicherten leichten Zugang zur ePA. Nutzer:innen erhalten automatisch die ePA, außer sie Widersprechen der Nutzung. So kann die elektronische Version flächendeckend eingesetzt werden.
  • Ab Anfang 2024 ist das E-Rezept deutschlandweit verpflichtend. Das hat auch für Patient:innen viele Vorteile. Denn damit können sie nicht nur Rezepte ohne „Schein“ einlösen, sondern haben auch einen besseren Überblick und damit mehr Kontrolle über eingenommene Medikamente. Die ePA hilft so auch beim digitalen Medikamentenmanagement.
  • Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) können in die ePA eingebunden werden, die Telemedizin wird ausgebaut und die Behandlungsabläufe von digitaler und analoger Medizin werden besser verzahnt.

Digitalisierung muss für Patient:innen erlebbarer werden

Doch damit sind die Potentiale der Digitalisierung noch lange nicht vollständig ausgeschöpft. Bisher sehen wir vor allem die Überführung von Papierdokumenten in eine digitale Form. Dabei entsteht der Mehrwert von digitaler Versorgung vor allem dann, wenn ganze Versorgungspfade digitalisiert werden. Und genau diesen Mehrwert der digitalen Versorgung müssen Patient:innen noch deutlicher spüren. Der digitale Impfpass ist ein gutes Beispiel, wie das aussehen kann. Wichtige Impfungen werden häufig verpasst oder vergessen. Das gaben rund 47 % der Befragten einer Repräsentativbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aus dem Jahr 2020 an. Impferinnerungen können zu einer besseren Prävention beitragen. Im digitalen Impfpass, der Bestandteil der ePA werden soll, könnten Zusatzfunktionen wie digitale Impferinnerungen integriert werden, die dann z.B. als Pushnachricht an die Patient:innen gesendet werden. Diese niedrigschwellige Funktion erleichtert Patient:innen ihr persönliches Gesundheitsmanagement und macht Digitalisierung spürbar. Auch eine direkte Terminbuchungen über die ePA wären denkbar, um die Service-Qualität noch weiter zu erhöhen.

Wenn die Vorteile der Digitalisierung für die Menschen direkt erlebbar sind und ihnen im Alltag helfen, dann werden sie auch gefragt sein. Nur eine Opt-Out ePA ist allein kein Garant für eine erfolgreiche Nutzung digitaler Angebote. Für die Champions League muss also der Nutzen für Patient:innen und Mediziner:innen noch stärker in den Fokus genommen werden.

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Das EU-Pharmapaket: Ein Schritt vor, zwei zurück

27. Juni 2023

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Lange wurde gewartet, am 26. April war es dann so weit: Die EU-Kommission präsentierte ihr EU-Pharmapaket. Die erste große Reform des EU-Arzneimittelrechts seit zwei Dekaden. Entsprechend groß sind die Ambitionen der EU-Kommission. Nichts weniger als einen „Gamechanger“ versprach die EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides den Abgeordneten des EU-Parlaments.

Und tatsächlich hat sich die Behörde viel vorgenommen: Alle EU-Bürgerinnern und Bürger sollen künftig gleichberechtigt Zugang zu innovativem Arzneimittel haben – unabhängig von dem Land, in dem sie leben. Aktuell gibt es noch eine große Kluft: Sind in Deutschland rund 90% aller innovativen Arzneimittelverfügbar, sind es in Bulgarien oder Rumänien lediglich 30%.

Zudem soll das Paket ein innovationsfreundliches Klima für Pharmaunternehmen schaffen. Damit soll die Forschung und Entwicklung neuer Medikamente gefördert werden. Insbesondere bei Erkrankungen, die bisher nicht behandelt werden konnten. Große Ziele für eine große Reform.

Die Richtung stimmt also. Doch die EU-Reform droht, an ihrem eigenen Anspruch zu scheitern. Statt mehr Innovationen und einem besseren Zugang zu Arzneimitteln für Patientinnen und Patienten könnte das Paket genau das Gegenteil bewirken. Warum? Die EU-Kommission setzt die falschen Prioritäten. Ein Fortschritt an einer Stelle wird durch zwei Rückschritte anderswo konterkariert.

Gute Intention, mangelhafte Umsetzung

Besonders problematisch sind die Vorschläge zur Schwächung des Schutzes geistigen Eigentums. Konkret will die EU-Kommission den Unterlagenschutz von derzeit acht auf sechs Jahre verkürzen. Doch das ist ein riskantes Spiel. Denn der Unterlagenschutz ist ein wichtiger Anreiz für Unternehmen, in die Forschung und Entwicklung neuer Arzneimittel zu investieren. Er garantiert, dass Unternehmen ihre kostspieligen Investitionen ausgleichen können. Dies ist besonders bei komplexen Entwicklungsprozessen wie Biologika wichtig, wo der Patentschutz häufig früher endet. Wird der Schutz gekürzt, sinkt der Anreiz zur Innovation – und damit die Chance auf innovative Therapien von morgen.

Dabei ist gerade der Patent- und Unterlagenschutz ein Wettbewerbsmerkmal der EU. Eine Schwächung dieses System mindert die Attraktivität des Pharmastandorts. Langfristig könnten F&E und Produktion abwandern, was bestehende Abhängigkeiten verstärkt – ein Trend, dem die EU eigentlich entgegentreten wollte.

Da hilft es nicht, dass der Verlust an Unterlagenschutz unter Umständen wieder ausgeglichen werden könnte, wenn Unternehmen ihre Produkte innerhalb von zwei Jahren in allen 27 Mitgliedsstaaten auf den Markt bringen. Denn diese Option bleibt für die Unternehmen rein theoretischer Natur. Denn die Verfügbarkeit von Arzneimittel hängt maßgeblich von den 27 verschiedenen Gesundheitssystemen in der EU ab. Hindernisse sind langsame Regulierung, verzögerte Marktzugangsbewertung oder doppelte Evidenzanforderungen. Wer die Zugangsprobleme in der EU beseitigen will, muss hier ansetzen.

Tatsächlich haben sich die forschenden Pharmaunternehmen bereits heute verpflichtet, die Verfügbarkeit ihrer Arzneimittel zu verbessern – etwa indem sie rechtzeitig die nötigen Anträge und Unterlagen für Preis- und Erstattungsverhandlungen auf nationaler Ebene einreichen. Jetzt ist es an den Mitgliedsstaaten ihren Verpflichtungen nachzukommen. Die EU könnte dies unterstützen, indem sie gemeinsame Plattform aufsetzt, um über echte Lösungsansätze zu diskutieren. Eine Kürzung des Unterlagenschutzes ist jedoch keiner davon.

Mehr Mut für Innovationen gefragt

Bei aller Kritik enthält das Paket auch gute Ansätze. Die Vorschläge der EU-Kommission zum Bürokratieabbau und zur Reform der Zulassungsprozesse gehen in die richtige Richtung. Kürzere und innovationsfreundlichere Verfahren können helfen, dass neuartige Therapien schneller zugelassen werden und damit den Patientinnen und Patienten in der EU früher zur Verfügung stehen. Das ist insbesondere für Deutschland entscheidend. Dank der frühzeitigen Erstattung durch das sog. AMNOG-Verfahren hierzulande sind innovative Therapien in Deutschland kurz nach der Zulassung zur Verfügung.

Allerdings wäre mehr Ambition wünschenswert. Vor allem in Sachen Digitalisierung ist noch Luft nach oben, beispielsweise bei der Einführung der digitalen Patienteninformation (ePI). Die elektronische Version des alt-bekannten Beipackzettels ist patientenfreundlich, umweltschonend und hilft auf Lieferengpässe zu reagieren. Doch nach den Plänen der EU-Kommission droht ein Flickenteppich, wonach zunächst jeder EU-Staat eine eigene Regelung trifft. Eine einheitliche Umsetzung könnte es erst in vielen Jahren geben.

Die Kommission hat auch in Bezug auf Antibiotikaresistenzen wichtige Schritte nach vorne gemacht. Mit dem Vorschlag für übertragbare Exklusivitätsgutscheine (TEV) sollen Anreize für die Entwicklung von Reserveantibiotika geschaffen werden. Ob das Ziel mit diesem Instrument aber erreicht werden kann, hängt stark von der konkreten Ausgestaltung dieser Gutscheine ab. Der aktuelle Vorschlag der EU-Kommission ist so restriktiv gestaltet, dass er wohl kaum ausreicht, um neue Innovationen in diesem Bereich anzuregen.

Nachdem die EU-Kommission das Pharma-Paket vorleget hat, sind jetzt die Politiker:innen im EU-Parlament und die Mitgliedsstaaten am Zug. Sie müssen ihre Positionen formulieren und dann ein gemeinsames Paket verhandeln. Was wir jetzt brauchen, ist mehr Mut für Innovation – egal ob bei der Digitalisierung, der Reform von Zulassungsprozessen oder in der Antibiotikaentwicklung. Statt sich in Diskussionen über Unterlagenschutz zu verfangen, sollte sich die EU auf Verbesserungen der Innovationsbedingungen konzentrieren. Nur so kann das Pharmapakt zum „Game Changer“ für Patientinnen und Patienten und für den Wirtschaftsstandort in Europa werden.

Die ausführliche Stellungnahme des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) zur Reform des EU-Arzneimittelrechts finden Sie hier.

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Neue Antibiotika – Die Herausforderung gemeinsam meistern

24. November 2022

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Antibiotikaresistenzen: Die schleichende Pandemie

Antibiotika zur Behandlung von bakteriellen Infektionen zählen zu den größten Erfolgen der Medizin. Viele Krankheiten haben durch sie ihren Schrecken verloren. Doch bei manchen resistent gewordenen Bakterien wirken sie nicht mehr. Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Prof. Dr. Lothar H. Wieler, sprach kürzlich von einer „schleichende Pandemie“. Schaut man sich die aktuellen Zahlen an, versteht man was er meint. Weltweit sterben jährlich ca. 1,3 Millionen Menschen an einer Infektion mit multiresistenten Keimen. Allein in Deutschland sind es rund 9.700 Todesfälle. Die Bildung von Antibiotikaresistenzen ist ein natürlicher Prozess, der durch den unsachgemäßen und übermäßigen Einsatz von Antibiotika begünstigt wird. Durch den rationalen und sehr begrenzten Einsatz von Antibiotika kann dieser Vorgang nur verlangsamt werden. Die stetige Forschung an und Entwicklung von neuen Wirkstoffen ist daher unverzichtbar.

MSD treibt Forschung und Entwicklung voran

Als eines von wenigen großen Pharmaunternehmen weltweit treibt MSD die Entwicklung neuer Reserveantibiotika voran – und das, trotz widriger Marktbedingungen. Neben der eigenen Forschung & Entwicklung unterstützt MSD auch gemeinschaftliche Projekte wie den AMR Action Fund und INCATE). Zuletzt konnte MSD gemeinsam mit dem Bill & Melinda Gates Medical Research Institute verkünden, dass eine Lizenzvereinbarung für zwei präklinische Antibiotika gegen Tuberkulose abgeschlossen wurde.

Bessere Marktbedingungen und Anreize für die Erforschung von Reserveantibiotika

Zwar hat sich die Bundesregierung erst in diesem Jahr wieder im Rahmen der G7-Abschlusserklärung und im Koalitionsvertrag klar zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen bekannt und arbeitet derzeit an der Fortführung der Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie (DART 2030), trotzdem sind die Rahmenbedingungen für den Einsatz neuer Antibiotika sind in Deutschland nach wie vor schwierig. Reserveantibiotika, die v.a. bei stationären Aufenthalten von Patient:innen zum Einsatz kommen, werden über die Fallpauschalen der generischen und kostengünstigeren Antibiotika abgerechnet und somit dem Krankenhaus nicht kostendeckend erstattet. Dabei ist es dringend geboten, dass Reserveantibiotika nur möglichst selten zum Einsatz kommen – also in Reserve bleiben. Aus diesem Grund legt der G-BA strenge Vorgaben zur qualitätsgesicherten Anwendung für einzelne Reserveantibiotika fest. Es ist daher nicht nachvollziehbar, dass der verantwortungsvolle und zielgerichtete Einsatz eines Reserveantibiotikums nicht auch mit einer entsprechenden Deckung der Kosten einhergeht. Ein gesondertes Zusatzentgelt ausschließlich für Reserveantibiotika, das den nicht gedeckten Finanzierungsbedarf sichert, ist dabei eine niederschwellige, kurzfristig umsetzbare Maßnahme, um diesen Systemfehler zu beheben. Dies würde den fachgerechten und qualitätsgesicherten Einsatz stärken und dazu beitragen, die Bildung von Resistenzen zu vermeiden. Der vollständige Lösungsvorschlag ist hier einsehbar.

Neben der Verbesserung nationaler Rahmenbedingungen brauchen wir aber auch internationale Lösungen – denn Antibiotikaresistenzen machen nicht an Grenzen halt. Ein wirksames Anreizmodell ist dabei zum Beispiel das Konzept einer übertragbaren Verlängerung der Marktexklusivität (sog. Transferable Exclusivity Extensions, kurz TEEs) auf EU-Ebene. Das bedeutet: Ein forschendes Unternehmen, dem es gelingt, ein neues und effektives Antibiotikum auf den Markt zu bringen, erhält die Möglichkeit, die Marktexklusivität eines anderen, selbstgewählten Arzneimittels für einen begrenzten Zeitraum zu verlängern. Dieses Anreizmodell hat den Vorteil, dass alle Pharmaunternehmen unabhängig von der Größe profitieren und dass keine staatliche Vorfinanzierung notwendig ist. Weitere Hintergrundinfos zu TEEs finden Sie hier.

Nationale Maßnahmen sind Voraussetzung für wirksame internationale Anreizmodelle

Gegen bakterielle Infektionen sind derzeit einige neue Antibiotika in Entwicklung, doch um den Vorsprung gegenüber resistenten Bakterien zu wahren, braucht es mehr. Dafür ist ein Bündel an nationalen und internationalen politischen Maßnahmen notwendig. So kann die Erforschung und Entwicklung neuer antimikrobieller Wirkstoffe weltweit vorangetrieben und deren Finanzierung gewährleistet werden. TEEs können dazu einen entscheidenden Beitrag leisten. Für Deutschland ist es jedoch notwendig, dass eine gerechte Erstattung im Krankenhausbereich sichergestellt wird. Denn sonst greifen auch alle weiterführenden Maßnahmen nicht. Jetzt ist die Zeit, die politischen Weichen dafür zu stellen.

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Lena Verbeek
Managerin Gesundheitspolitik | MSD hub berlin

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Gesundheitspolitik

Gesundheitspolitik bremst Fortschritt

11. November 2022

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Clemens Kuhne

Die 2020er Jahre markieren den Beginn großer Veränderungen in Deutschland. Und die Herausforderungen könnten größer kaum sein – Klimawandel, Energiewende, Digitalisierung oder demografischer Wandel. Die Ampel-Koalition ist angetreten, um mehr Fortschritt zu wagen und unseren Wirtschaftsstandort zukunftsfähig und nachhaltig aufzustellen. Im Angesicht der Multi-Krisen ist dies eine Herkules-Aufgabe. Mit ihrer Innovationskraft leisten forschende Pharma-Unternehmen als Schlüsselbranche in Deutschland für deren Gelingen einen wesentlichen Beitrag. Doch dafür müssen politische Weichen gestellt werden.

Die Verabschiedung des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes markiert keinen guten Tag für den Wirtschafts- und Innovationsstandort Deutschland. Ungeachtet ihres Beitrages zur Bewältigung der Corona-Pandemie und zur gesamtwirtschaftlichen Stabilität wird der Pharma-Industrie an entscheidender Stelle die wirtschaftliche Grundlage für Innovationen und Investitionen entzogen. Pharma-Unternehmen, die schon heute durch Rabatte und Abschläge einen jährlichen Beitrag in Höhe von 21 Mrd. Euro zur Stabilisierung der GKV-Finanzen leisten, werden zusätzlich zur Kasse gebeten. Und das, obwohl die Arzneimittelausgaben seit einem Jahrzehnt stabil bei 16% des GKV-Gesamtbudgets liegen. Von einer Preisentwicklung, die das GKV-Budget belastet, kann also keine Rede sein. Die im GKV-Finanzstabilisierungsgesetz vorgesehenen Maßnahmen stellen zudem die Grundprinzipien des nutzenbasierten Preisfindung im Markt für innovative Arzneimittel in Frage. Die Patientenversorgung droht vom Fortschritt des medizinischen Wissens abgekoppelt zu werden.

Statt grundlegender Strukturreformen sehen wir lediglich kurzsichtige Sparpolitik, die nicht einmal die Finanzprobleme der GKV nachhaltig zu lösen vermag. Zudem hat das Gesetz massive Kollateralschäden für den Innovationsstandort Deutschland im Gepäck. Im Rahmen der parlamentarischen Beratungen hatten sowohl Patientenvertreter:innen als auch medizinische Fachgesellschaften vor den Folgen gewarnt. Zuletzt hatten sogar ehemalige und amtierende Vorsitzende der unabhängigen AMNOG-Schiedsstelle dringend einen Verzicht auf die sich kumulierenden Maßnahmen im Arzneimittelbereich gefordert. Im Bundesrat haben die Länder in ihrer Stellungnahme an den Bund appelliert, das Vorhaben in dieser Form nicht umzusetzen. Berechtigte Bedenken wurden von vielen Seiten geäußert.

Die Maßnahmen dieses Gesetzes sollten daher dringend überdacht werden. Wir brauchen mehr denn je politische Weitsicht und Strukturreformen, die ihren Namen auch verdienen. Mehr Fortschritt wagen! Das gilt ab heute umso dringender auch in der Arzneimittelpolitik. Wenn wir abwarten, bis die vollen Auswirkungen des Spargesetzes auf die Versorgung zu erkennen sind, dann würden wir alle verlieren: Die Patient:innen, die auf für sie wichtige Therapieinnovationen warten. Und der Innovations-Standort Deutschland, da einer Zukunftsbranche die wirtschaftliche Grundlage für Investitionen genommen wird. Wir stehen für den jetzt notwendigen Dialog bereit. Gemeinsam für ein leistungsstarkes, bezahlbares und nachhaltiges Gesundheitssystem, das die beste Versorgung für alle Patient:innen ermöglicht. 

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Dr. Clemens Kuhne
Director Policy & Public Health | Leiter MSD hub berlin

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clemens.kuhne@msd.de

Gesundheitspolitik

Packen wir es an! HPV-Impfprävention stärken, WHO- und EU-Ziele erreichen.

11. November 2022

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Frank Treu

Die Besiegung bestimmter HPV-bedingter Krebsformen, die durch Humane Papillomviren (HPV) ausgelöst werden – das ist die große Vision der Europäischen Kommission im „European Beating Cancer“-Plan. Dafür hat die EU konkrete Vorhaben erarbeitet, um die Prävention voranzutreiben und sie zu erleichtern. In ihrer Roadmap hat sie sich unter anderem zum Ziel gesetzt, dass bis zum Jahr 2030 mindestens 90 Prozent der Mädchen vollständig gegen HPV geimpft sind und zusätzlich bei Jungen eine deutliche Steigerung der Impfquoten erreicht wird. Damit folgt die EU-Kommission im Wesentlichen der globalen Strategie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2020 und erweitert diese noch um die Jungen.

Doch noch immer erkranken in Deutschland jedes Jahr etwa 7.800 Frauen und Männer an bestimmten Krebserkrankungen, die durch HPV ausgelöst werden. Dass das auch an mangelnder Vorsorge und Prävention liegt, zeigt der neue Kindergesundheitsbericht 2022 der Stiftung Kindergesundheit deutlich. Die HPV-Impfquoten in Deutschland sind viel zu gering! Zwar stieg die Impfquote bei Mädchen seit der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) im Jahr 2007 stetig an, aber erreichte 2019 nur 47,2 Prozent für eine vollständige Impfung bei den 15-jährigen Mädchen. Seit 2018 ist die HPV-Impfung endlich auch für Jungen empfohlen. Auch hier muss die Quote deutlich gesteigert werden, denn bisher sind nur 5,1 Prozent der 15-jährigen Jungen geimpft.

Zudem verschärfte sich die Lage mit Ausbruch der Covid-19-Pandemie und sorgte für einen gravierenden Rückgang der Impfungen. Laut DAK Kinder- und Jugendreport 2022 sank die Erstimpfungsquote bei Mädchen 2020 im Vergleich zum Vorjahr um über 14 Prozent, bei Jungen um rund neun Prozent. Nach Berechnungen von MSD auf Basis von Marktdaten gab es in den Jahren 2020/2021 verglichen mit dem Jahr 2019 sogar einen noch deutlicheren Rückgang der HPV-Erstimpfungen bei Mädchen von minus 25 Prozent und bei Jungen von minus 35 Prozent. Diese Zahlen sollten uns endlich aufwecken. Die entstandene Lücke während der Covid-19-Pandemie muss zusätzlich zu den ohnehin schlechten Impfquoten geschlossen werden, um die WHO-und EU-Ziele zu erreichen. Denn jedes Kind, das nicht gegen HPV geimpft ist, hat ein höheres Risiko für bestimmte HPV-bedingte Krebserkrankungen im weiteren Lebensverlauf.

Auch der Vergleich mit anderen europäischen Staaten zeigt den Ernst der Lage: Deutschland liegt hier auf den hinteren Rängen. Bereits 2019 belegte Portugal den Spitzenplatz mit einer Impfquote von 95 Prozent bei 15-jährigen Mädchen. Danach folgen Länder wie zum Beispiel Island, Norwegen, England und Spanien, die Impfquoten über 80 Prozent in dieser Altersgruppe erzielen. Die Zahlen und Vergleiche zeigen deutlich, dass der Handlungsbedarf in Deutschland sehr groß ist.

Der Erfolg dieser Länder sollte uns nicht nur wachrütteln, sondern sie sollten auch als Best-Practice-Beispiele dienen, die zeigen, wie es gehen kann. Hierbei erweisen sich drei Faktoren als entscheidend, um die Impfmotivation zu steigern:

  • eine HPV-spezifische Information und Aufklärung mit alters-/zielgruppengerechter Ansprache für Mädchen und Jungen beziehungsweise der Eltern
  • niedrigschwellige Impf-Angebote der Ärzt:innen und ergänzende Angebote in den Lebenswelten zum Schließen der Lücken (z.B. an Schulen)
  • Einladungs- und Erinnerungssysteme, die gezielt und individuell auf Impfungen hinweisen

Dass bei HPV-Impfungen etwas passieren muss, hat auch die Politik erkannt. Die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) unterstrich im Juni 2021 nochmals die Dringlichkeit und forderte alle Akteure im Gesundheitswesen auf, im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Impfmotivation in der Bevölkerung zu stärken. Auch gilt es darauf hinzuwirken, dass trotz Pandemie die Impftermine nach STIKO-Impfkalender unbedingt wahrgenommen werden sollten und insbesondere die Impfquoten bei HPV-Impfungen verbessert werden müssen. Eine Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zeigt allerdings, nur 57 % der Erwachsenen halten die HPV-Impfung für besonders wichtig oder wichtig. Eins ist jedoch sicher: Die Prävention von Erkrankungen lohnt sich – für jede:n Einzelne:n, aber auch für die Entlastung unseres Gesundheitssystems.

Die Bundesregierung hat sich inzwischen zu den Impfzielen der WHO und der EU-Kommission bekannt. Sie arbeitet am Nationalen Krebsplan und einer Präventionsstrategie. Diese sollte die Ziele der WHO und der EU aufgreifen und in der anstehenden Überarbeitung des Präventionsgesetz konkretisieren und weiterentwickeln. In diesen Vorschlägen und Initiativen liegt ein großes Potential für mehr und bessere Präventionsangebote, eine Verbesserung der öffentlichen Gesundheit und insbesondere für den Schutz von Kindern und Jugendlichen.

Deutschland hat sich bereits ambitionierte Ziele gesetzt, jetzt muss es endlich an die Umsetzung konkreter Maßnahmen gehen, um diese auch zu erreichen. Für uns bei MSD Deutschland ist klar, dass Prävention der Schlüssel ist, um diese Ziele auch zu erreichen. Denn Impfen ist wichtig und bietet die Chance, folgenschweren Erkrankungen, wie bestimmten HPV-bedingten Krebsarten, vorzubeugen.

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Kindergesundheitsbericht 2022 – HPV-Impfprävention in den Fokus nehmen

11. November 2022

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Frank Treu

Covid-Pandemie, Klimawandel und Krieg in Europa. Die Welt um uns herum wird unsicherer. Eine Personengruppe ist davon besonders betroffen: Kinder und Jugendliche. Sie sind die Erwachsenen von morgen und für ihre Zukunft legen wir heute schon die Grundlage. Doch wie steht es aktuell um die Gesundheit der jungen Heranwachsenden in Deutschland? Was sind die größten Einflussfaktoren? Und wie können wir im Bereich Kinder- und Jugendgesundheit besser werden? Um diese Fragen zu beantworten, haben wir als Partner und Mitherausgeber gemeinsam mit der „Stiftung Kindergesundheit“ den Kindergesundheitsbericht 2022 veröffentlicht.

Die Studie berücksichtigt viele Aspekte von Gesundheit: Unter anderem Ernährung und Bewegung, sozioökonomische Faktoren, Vorsorge, Früherkennung und mentale Gesundheit.

In einigen Bereichen gibt es Anlass zur Sorge. Die Coronapandemie hat bei vielen Kindern und Jugendlichen Spuren hinterlassen. Ängstliche Episoden und auch Depressionen haben im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie stark zugenommen. Familiäre und andere soziale Kontakte sind besondere wichtig, um die Belastungen der Pandemie abfedern zu können. Doch nicht alle Familien haben die gleichen Chancen und Möglichkeiten. Und der Umgang mit der Pandemie und ihren Folgen ist nur ein Beispiel dafür, wie der gesellschaftliche und soziale Status der Eltern einen starken Einfluss auf die psychische und physische Gesundheit der Kinder hat. Der Kindergesundheitsbericht zeigt, dass Kinder schlechtere gesundheitliche Startchancen haben, wenn ihre Eltern sozioökonomisch schlechter gestellt sind. Heranwachsende in diesen Familien leiden häufiger unter Entwicklungsstörungen, ernähren sich schlechter und leiden häufiger an chronischen Erkrankungen.

Für ihre Gesundheit sind die Kinder und Jugendlichen aber nicht allein verantwortlich. Eltern und Gesellschaft gefragt, ihnen eine gute und gesunde Zukunft zu ermöglichen. Wir alle tragen hier Verantwortung. Der Bericht zeigt, dass es gute Möglichkeiten gibt, Eltern und Kindern präventiv und niederschwellig ein Angebot zu machen, um gesundheitlichen Risiken im Vorfeld zu begegnen. Bestes Beispiel dafür sind Impfungen. Sie gehören zu den wichtigsten und vor allem wirksamsten Mitteln, um Krankheiten zu vermeiden und die öffentliche Gesundheit zu erhalten. n. Doch bei vielen Krankheiten stagnieren die Impfquoten in Deutschland oder sind zu niedrig. Die Impfung gegen Humane Papillomaviren (HPV) ist hier ein konkretes Beispiel. Seit 2007 empfiehlt die STIKO die Impfung, doch 2019 waren nur 47,2% der 15-jährigen Mädchen vollständig gegen HPV geimpft. Die Quote bei den gleichaltrigen Jungen ist mit 5% noch gravierend niedriger. Dabei ist auch deren Impfung wichtig, um sich selbst und ihre späteren Partner:innen in ihrem weiteren Leben vor möglichen schwerwiegenden Folgeerkrankungen schützen zu können.

Um HPV und vielen weiteren Krankheiten, gegen die präventiv geimpft werden kann, den Kampf anzusagen, sollten wir alle zusammenarbeiten – Eltern, Politik und Wirtschaft. Wir tragen alle eine Verantwortung, mehr zu tun. Präventionsmaßnahmen sind dabei der Schlüssel. Daher fordert der Bericht mehr Informationen zu Impfkampagnen und mehr ergänzende Impfangebote, um die vorhandenen Lücken schließen zu können, zum Beispiel an Schulen. Wir bei MSD Deutschland wollen unseren Teil dazu beitragen, damit Kinder das „Höchstmaß an Gesundheit“ (UN-Kinderrechtskonvention) und die Prävention erhalten, die sie brauchen.

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Gesetzentwurf zu GKV-Finanzen: Mittelmaß wird zum Standard

11. November 2022

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Clemens Kuhne

Stellen Sie sich vor, Sie haben jahrelang hart für die Olympischen Spiele trainiert – härter als alle anderen Ihrer Wettbewerber weltweit. Das zahlt sich aus. Beim entscheidenden 100-Meter-Lauf haben Sie die Nase vorn. Die Freude ist groß, alle Anstrengungen scheinen sich gelohnt zu haben. Doch am Ende bekommen Sie nur die Silbermedaille, genauso wie Ihr unterlegener Konkurrent. Warum sollten Sie sich beim nächsten Mal noch anstrengen, wenn es doch auch mit weniger Aufwand geht? Sie stellen fest: Die beste Leistung zählt nicht mehr. Übertragen auf den Gesundheitssektor sehen wir beim Gesetzentwurf zu den GKV-Finanzen ein ähnliches Bild.

Worum geht es? 17 Milliarden Euro – so hoch soll das Defizit der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) im kommenden Jahr ausfallen. Diese Lücke zeigt: der Reformbedarf ist groß. Umso größer ist die Enttäuschung über den Kabinettsbeschluss für das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz. Richtig ist: Wir können uns das Defizit nicht einfach wegwünschen. Aber statt grundlegender Strukturreformen sehen wir dort notdürftige Flickschusterei: Auf der einen Seite sollen die Versicherten umfassend mehrbelastet werden – und das in der aktuellen Inflationslage. Was für ein Widerspruch mit Blick auf die aktuell geschnürten Entlastungspakete. Auf der anderen Seite werden Richtung Wirtschaft alte Reflexe bedient. Pharma-Unternehmen, die schon heute durch Rabatte und Abschläge einen jährlichen Beitrag in Höhe von 21 Mrd. Euro zur Stabilisierung der GKV-Finanzen leisten, sollen darüber hinaus noch zusätzlich zur Kasse gebeten werden. Und das, obwohl die Arzneimittelausgaben seit einem Jahrzehnt stabil bei 16% des GKV-Gesamtbudgets liegen. Von einer Preisentwicklung, die das GKV-Budget belastet, kann also keine Rede sein.

Unser Gesundheitssystem hat eine volkswirtschaftliche Dimension. Dabei sind forschende Pharma-Unternehmen und BioTechs eine Schlüsselindustrie in Deutschland. Ist diese Industrie hierzulande wirtschaftlich erfolgreich, wie zuletzt bei der Entwicklung von Impfstoffen gegen Covid-19, sprudeln Steuereinnahmen, und sorgt das für gut bezahlte und hochqualifizierte Arbeitsplätze. Zudem beflügelt es weitere Unternehmen in der Vorproduktion oder in anderen Branchen, wie dem Maschinen- und Anlagenbau. Andersherum zeigt sich eine unmittelbare negative Auswirkung, wenn in das sorgsam austarierte System eingegriffen wird. Jeder Euro an zusätzlichen Rabatten für Hersteller führt zu zwei bis drei Euro Schaden in Form von Einkommensverlusten oder Minderinvestitionen in der Gesamtwirtschaft. Kurzum: Sparen kann teuer sein, denn Innovationen brauchen Wertschätzung.

Dann entfalten sie eine gesamtgesellschaftlich positive Wirkung – bei Gesundheit und Wohlstand. Um im Bild des Olympiasiegers zu bleiben: Nur durch hartes Training, das sich am Ende auch auszahlt, entstehen Spitzenleistungen.

Höhere Herstellerrabatte und AMNOG-Anpassung: Förderung von Mittelmaß

Werden wir konkret. Kurzfristige Sparmaßnahmen dürfen nicht die Axt an das Prinzip der nutzenbasierten Preisverhandlungen legen. Dieses Verfahren wurde mit dem Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes (kurz AMNOG) vor über zehn Jahren eingeführt und hat sich bewährt. Dieser Ordnungsrahmen gewährleistet die Wirtschaftlichkeit einer Versorgung auf dem neuesten Stand des medizinischen Wissens. Das findet auch international zu Recht große Anerkennung. Doch nun soll dieses funktionierende Verfahren ausgehebelt werden: Das erste Jahr der freien Preisbildung, das dazu führt, dass Patient:innen in Deutschland im europäischen Vergleich im Schnitt am schnellsten Zugang zu Innovationen nach deren Zulassung erhalten, soll halbiert werden. Das Preismoratorium, das dafür sorgt, dass Hersteller trotz rasanter Preissteigerungen ihre Preise nicht bzw. nur verspätet anpassen können, soll verlängert werden. Und der Herstellerrabatt auf patentgeschützte Arzneimittel – also die Innovationen im Gesundheitssystem – soll trotz schon üppiger Rabatte und Abschläge von etwa 21 Mrd. Euro im Jahr, noch einmal zusätzlich erhöht werden. Allesamt zusätzliche Belastungen für eine Branche, deren Preisfindung ohnehin schon massiv reguliert ist und die ihren Stellenwert in der anhaltenden Corona-Pandemie eindrücklich unter Beweis stellen konnte.

Jenseits kurzfristiger Sparmaßnahmen stellt das Gesetzesvorhaben im Vorbeigehen zusätzlich ein etabliertes Verfahren für Innovationen und Preisfindung in Frage. In vielen Fällen würde künftig nicht mehr der tatsächliche Nutzen eines Arzneimittels seinen Preis entscheiden. Im Gegenteil: Sparen würde zum Selbstzweck, ohne Rücksicht auf die Folgen für Gesundheit und Wohlstand in Deutschland. Gleich gute Produkte würden unterschiedlich bepreist, das heißt schlechtere Bezahlung für gleiche Leistung. Und überlegene Arzneimittel mit „geringem Zusatznutzen“ oder „nicht quantifizierbarem Zusatznutzen“ würden auf dem Preisniveau der unterlegenen Vergleichstherapie gedeckelt. Das Ganze soll zudem auch noch rückwirkend für bereits geschlossene Verträge gelten. Welchen finanziellen Anreiz für die Weiterentwicklung von Medikamenten bzw. Innovationen gäbe es dann noch? Oder anders: Warum sollte der Olympiasieger in Zukunft noch so hart trainieren, wenn er die hart erkämpfte Goldmedaille plötzlich wieder abgeben soll und in Zukunft den zweiten Platz mit seinem unterlegenen Konkurrenten teilen müsste? Und welche desaströsen Folgen hätte das für die künftige Spitzen-Versorgung der Patient:innen? Klingt alles kompliziert? Ist es auch!

Ausblick: Was muss passieren?

Wir brauchen jetzt politischen Willen und Mut, die langfristigen und strukturellen Lösungen im Gesundheitssystem anzupacken – ohne die Versorgungsqualität und Versorgungssicherheit zu gefährden. Dafür sollten wir das Gesamtpaket betrachten. Natürlich sehen viele Beteiligte beim AMNOG Verbesserungs- und Anpassungspotentiale. Dabei bleiben aber wichtige Themen ausgeblendet – wie der Einbezug von Evidenz aus der realen Versorgung, eine bessere Planbarkeit von Studien oder die Förderung von innovativen Erstattungsmodellen. Wir brauchen einen fairen und faktenbasierten Austausch aller Beteiligter an einem gemeinsamen Tisch und keine im stillen Kämmerlein des Ministeriums ersonnenen Schnellschüsse. Für diesen Dialog stehen wir gerne bereit!

Klar ist, wir müssen kurzfristig die Finanzierungslücke in den Griff kriegen. Im Koalitionsvertrag steht bereits, wie das gelingen kann – etwa durch kostendeckende ALG-II-Beiträge. Diese und weitere Maßnahmen stehen jedoch nicht im aktuellen Gesetzesvorhaben. Auch daher fände ich es richtig, – zeitlich begrenzt und gerne auch mit einer Frist hinterlegt – das System mit Haushaltsgeldern zu stützen. Wenigstens so lange bis Strukturreformen wirken, die diesen Namen verdienen.

Wir haben alle das gleiche Ziel: Ein leistungsstarkes und bezahlbares Gesundheitssystem, das die beste Versorgung nachhaltig für alle Patient:innen ermöglicht. Gehen wir gemeinsam ins Trainingslager und holen das Beste für das Gesundheitssystem heraus.

Ihr Kontakt

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:

Dr. Clemens Kuhne
Director Policy & Public Health | Leiter MSD hub berlin

+49 30 700 141 650

clemens.kuhne@msd.de

Gesundheitspolitik

1. MSD Bruncheon: Impflücken schließen – Bestimmten HPV-bedingten Krebserkrankungen vorbeugen

11. November 2022

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Zwei Jahre Pandemie liegen hinter uns und sie hat dem Thema Impfen eine massiv gesteigerte Sichtbarkeit verschafft. In Deutschland beschäftigten sich die Menschen plötzlich mit mRNA-, Tot- und Vektorimpfstoffen. Doch während gegen SARS-CoV-2 geimpft wurde, zeichnet sich bei einem anderen Virus eine deutliche Impflücke ab: beim Humanen Papillomvirus (HPV). Die DAK-Sonderanalyse zum Kinder- und Jugendreport 2021 zeigt auf, dass im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorpandemiejahr 2019die HPV-Erstimpfungsquote bei 9 – 17-jährigen Mädchen um über -14% und bei Jungen rund -9% zurückgegangen ist. Das ist ein Alarmsignal und ein Präventionsproblem, denn jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 6250 Frauen und 1600 Männer an HPV-bedingtem Krebs.

Für uns bei MSD Deutschland ist deshalb klar: Das Thema gehört weit oben auf die Agenda. Bei unserem ersten Bruncheon haben wir mit Politiker:innen, Kassenvertreter:innen und Wissenschaftler:innen gemeinsam nach Lösungen gesucht, um der HPV-Impfung eine Trendwende zu geben.

HPV betrifft fast alle, denn 85 – 90% aller Menschen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit Humanen Papillomviren. Sie sorgen für rund 50% aller infektionsbedingten Krebserkrankungen in den entwickelten Ländern. Das ist teilweise vermeidbar, denn es gibt eine Impfung gegen bestimmte HPV-Typen. Wie können wir aber das Ziel der EU-Kommission erreichen, bis 2030 mindestens 90 % der Mädchen und möglichst viele Jungen zu impfen?

Unsere Impulsgeber:innen gaben einen Überblick über die aktuelle Lage und diskutierten mögliche Lösungsansätze. Mit dabei waren Anna Konopka-Feiler, COO der Ohhh! Foundation, Prof. Dr. Christof von Kalle, Vorsitzender des Vision Zero e.V., Volker Röttsches, Leiter der DAK Landesvertretung Berlin und Dr. Alexa Meyer, Business Unit Director Vaccines bei MSD Deutschland.

Ein Ansatz, um die HPV-Impflücken zu schließen und die Impfquote zu erhöhen, liegt auf der Hand und fand in der Diskussion breiten Zuspruch: Informationen, Aufklärung und Impfungen sollten stärker auch da angeboten werden wo die Zielgruppen sind. Bei Jugendlichen sind das vor allem die Schulen. Dass dort durchschlagende Erfolge erzielt werden können, zeigt der Blick in andere Länder mit sehr hohen Impfquoten. Dieses niedrigschwellige Angebot könnte auch in Deutschland helfen, meinte Anna Konopka-Feiler in der Diskussion. Allerdings sagte sie auch, dass die föderale Struktur in Deutschland ein Problem für eine einheitliche Impfkampagne darstelle.

Eine bessere HPV-Prävention durch Impfungen setzt zudem mehr Sichtbarkeit des Themas voraus. MSD Deutschland hat deshalb zusammen mit weiteren Kooperationspartnern, wie zum Beispiel Verbänden und Krankenkassen die Initiative „ENTSCHIEDEN. Gegen Krebs.“ ins Leben gerufen. Denn es ist wichtig, neben den Jugendlichen selbst, auch ihre Eltern zu erreichen. Die Kampagne informiert via Radio und TV-Spots, durch Anzeigen in Printmedien, durch Plakate und Werbung im Öffentlichen Personennahverkehr und stellt Infos für Ärzt:innen zur Verfügung. Klar ist auch, dass verschiedene Zielgruppen auf unterschiedlichen Kanälen unterwegs sind. Da gesellschaftliches Leben zunehmend auch online stattfindet, wird die digitale Ansprache umso wichtiger – und das gilt für Jugendliche im Besonderen. Darauf zielt unter anderem die Ohhh! Foundation ab, die junge Männer und Frauen über Sexualität und Geschlechtskrankheiten sowie HPV aufklärt.

Doch auch im politischen Bereich oder bei den Krankenkassen sind neue Lösungsansätze wichtig. Die Digitalisierung kann hier ein Schlüssel zum Erfolg sein. Wenn die elektronische Patientenakte mit einem digitalen Impfpass flächendeckend eingeführt ist, könnte durch die Krankenkassen eine Einladungs- und Erinnerungsfunktion für anstehende Impfungen integriert werden. Gerade für die HPV-Impfung wäre das ein wichtiger Fortschritt, etwa auch um den Abbruch begonnener Impfserien zu verhindern. Im Austausch zwischen den Bundestagsabgeordneten Martina Stamm-Fibich und Erwin Rüddel mit Volker Röttsches wurde schnell klar, dass dafür zunächst Hürden bei Datenschutzfragen ausgeräumt werden müssen. Ein individueller Anspruch der Versicherten auf Impferinnerungen könnte für die notwendige Rechtsklarheit sorgen

Das erste MSD Bruncheon hat umrissen: Im Bereich HPV-Impfprävention ist noch viel zu tun. Wir kommen nur voran, wenn alle Akteure im Gesundheitssystem an einem Strang ziehen. Denn nur gemeinsam kann die Umsetzung dringend notwendiger Maßnahmen und einer Präventionsstrategie ein Erfolg werden.

Ihr Kontakt

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:

Frank Treu
Manager Gesundheitspolitik

+49 15 209 280 461

frank.treu@msd.de