Forschung

Gesundheitswissen Denguefieber

18.09.2023

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Mosquito sucking blood on human skin with nature background

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist inzwischen etwa die Hälfte der Weltbevölkerung vom Denguefieber betroffen. Aber was löst die Erkrankung aus, welche Symptome haben Patient:innen und wie kann man sich schützen?

In den letzten Jahren gab es immer wieder Medienberichte, dass sich Denguefieber weltweit ausbreite. Tatsächlich sind die Erkrankungszahlen in den vergangenen Jahrzehnten drastisch angestiegen: Während im Jahr 2000 noch 505.430 Fälle an die WHO gemeldet wurden, waren es 2019 bereits 5,2 Millionen. Dengue kommt weltweit in tropischem und subtropischem Klima vor; inzwischen in mehr als 100 Ländern. Besonders betroffen sind Länder in Asien, Süd- und Mittelamerika und Afrika.

Seit 2008 gibt es auch regelmäßig Meldungen über Dengue in Europa. In den meisten Fällen haben sich die Erkrankten bei Auslandsreisen angesteckt. Doch 2010 wurden die ersten Ansteckungen in Frankreich und Kroatien gemeldet. 2022 gab es insgesamt 71 Ansteckungen in Europa, davon 65 Fälle in Frankreich und 6 Fälle in Spanien. Grund für die Ausbreitung sind die steigenden Temperaturen in Europa, mit längeren und wärmeren Sommermonaten sowie häufigere Überschwemmungen.

Ansteckung und Symptome

Diese Witterungsbedingungen begünstigen die Ausbreitung der Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) und der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus). Diese beiden tagaktiven Stechmückenarten sind für die Übertragung des Denuguevirus verantwortlich. Denguefieber wird durch eine der vier Subtypen des Virus verursacht. Die gute Nachricht: Die meisten Menschen erkranken asymptomatisch oder entwickeln milde fieberhafte Symptome. Die Erkrankung heilt in der Regel folgenlos aus und Patient:innen sind dann gegen den Subtyp immun, an dem sie erkrankt waren. Eine erneute Erkrankung an einem der anderen Subtypen ist jedoch möglich.

In seltenen Fällen kann es zu einem schweren Verlauf kommen, dem hämorrhagischen Denguefieber (DHF). Zuerst verläuft die Erkrankung klassisch, bis es nach ca. fünf Tagen zu dramatischen Verschlechterung. Symptomen des DHF können starke Bauchschmerzen, anhaltendes Erbrechen, schnellere Atmung, blutende Schleimhäute, Bluterbrechen, Erschöpfung oder Unruhe sein. In besonders schweren Fällen kann es zum Dengue-Schock-Syndrom (DSS) kommen. Betroffene sollten sich daher schnellstmöglich nach Auftreten der schweren Symptome in ärztliche Behandlung geben. Unbehandelt können DHF und DSS tödlich sein. Schwere Verläufe treten häufiger bei Patient:innen auf, die sich erneut mit einem anderen Subtypen infizieren oder bei Kindern, die in den Risikogebieten leben. Sie können aber auch bei einer Erstinfektion vorkommen.

Behandlung und Prävention

Es gibt bisher keine wirksamen Medikamente gegen Dengueviren. Die Behandlung von Patient:innen ist daher symptomatisch und versucht, die Beschweren zu lindern und Komplikationen zu verhindern. Reisende können sich bei Tropen- bzw. Reisemedizinern zu einer möglichen Impfung beraten lassen. Das Auswärtige Amt empfiehlt, in Risikogebieten lange Kleidung zu tragen und Mückenschutzmittel zu nutzen. Letzteres sollte nicht nur auf unbedeckte Köperstellen gesprüht werden, sondern entsprechende Produkte auch zum Besprühen der Kleidung genutzt werden. Wichtig ist, diese vor allem am Tag anzuwenden, weil die Mücken tagaktiv sind und nachts, wenn das Licht an ist.

MSD arbeitet bereits intensiv mit Partnern daran, einen Impfstoff gegen Dengue zu entwickeln. „Wir testen unseren Impfstoffkandidaten derzeit in einer Phase-2-Studie – auch in Deutschland“, erklärt Dr. Monika Köhler, Director Klinische Forschung bei MSD. „Die Vorbereitungen für die Phase III Studie laufen bereits.“

Weitere Informationen zum Engagement von MSD gegen das Denguevirus gibt es auf unserer globalen Webseite. Das Robert Koch-Institut beantwortet außerdem die häufigsten Fragen um das Virus auf seiner Webseite.

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Charlotte Gerling
Sen. Specialist Corporate Communications

+49 89 45 612 093

charlotte.gerling@msd.de

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Gesundheitswissen Pulmonale Hypertonie

13. März 2023

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Eine Ärztin mit Mundschutz sitzt in Praxisräumen und erklärt etwas. Im Vordergrund des Bildes ist ein Patient im Anschnitt von hinten zu sehen.

Schätzungen zufolge leiden weltweit etwa ein Prozent der Menschen an pulmonaler Hypertonie (PH). Aber was genau ist Lungenhochdruck und was bedeutet die Erkrankung für Patient:innen?

Unter dem Begriff der pulmonalen Hypertonie (PH), auch als Lungenhochdruck bezeichnet, werden mehrere Krankheitsbilder zusammengefasst. Was sie alle gemeinsam haben: Der Blutdruck im Lungenkreislauf ist bei Betroffenen chronisch erhöht. Bei gesunden Menschen liegt der Blutdruck in der Lungenarterie – also der Arterie, die das sauerstoffarme Blut vom Herzen zur Lunge transportiert – unterhalb eines Wertes von 20 mmHg, bei Patient:innen mit Lungenhochdruck liegt er dauerhaft bei 20 mmHg oder höher.

Betroffen sind etwa ein Prozent der Weltbevölkerung, bei über 65-jährigen sind es schätzungsweise bis zu zehn Prozent. Symptome können u. a. unter Kurzatmigkeit und geringe körperliche Belastbarkeit sein. Es können auch Atemnot bis hin zur Ohnmacht bei körperlicher Anstrengung, Brustschmerzen oder Wassereinlagerungen (Ödeme) in den Beinen auftreten. Da die Symptome insbesondere zu Beginn der Erkrankung nicht spezifisch sind und denen anderer Lungenkrankheiten ähneln, kann es dauern, bis die Diagnose gestellt wird. Dazu ist eine komplexe Diagnostik mit zahlreichen unterschiedlichen Untersuchungen wie EKG, Lungenfunktionsdiagnostik und Ultraschall des Herzens nötig. Anders als der Körperblutdruck, der am Arm gemessen werden kann, ist die Messung des Lungendrucks nur mithilfe eines operativen Eingriffs möglich. Dieser wird erforderlich, um die Diagnose der PH zu festigen und den Schweregrad einzuschätzen.

Die Untersuchungen haben neben der Früherkennung des Lungenhochdrucks auch das Ziel, die Erkrankung genau zu klassifizieren. Denn nur wenn die/der behandelnde Ärzt:in die Ursache der PH kennt, kann sie/er eine geeignete Therapie wählen. Es werden fünf Klassen der PH unterschieden:

  1. Pulmonal-arterielle Hypertonie (PAH)
    Bei der PAH sind die Arteriolen der Lunge verengt oder aufgrund von Zellwucherungen verändert. Die Erkrankung ist selten, aber schwerwiegend. Betroffen sind auch häufig jüngere Patient:innen, insbesondere jüngere Frauen.
  2. Pulmonale Hypertonie infolge Linksherzerkrankung
    Lungenhochdruck kann auch eine Folge einer Erkrankung der linken Herzhälfte sein, etwa wenn sich aufgrund dessen der Fülldruck der linken Herzhälfte erhöht und es schließlich zum Rückstau des Blutes in die Lunge kommt. Diese Form der PH kommt sehr häufig vor.
  3. Pulmonale Hypertonie infolge Lungenerkrankungen und/oder Sauerstoffmangel
    Diese Gruppe umfasst Patient:innen, deren pulmonale Hypertonie aufgrund einer Krankheit der Bronchien und/oder des Lungengewebes besteht, etwa einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD).
  4. Chronisch-thromboembolische pulmonale Hypertonie (CTEPH)
    Betroffene, die Lungenhockdruck aufgrund von Lungenembolien entwickeln, werden unter der Bezeichnung chronisch-thromboembolische pulmonale Hypertonie (CTEPH) zusammengefasst.
  5. Pulmonale Hypertonie mit unklarem oder multifaktoriellem Mechanismus
    Die letzte Gruppe schließt die Patient:innen ein, bei denen die Ursache des Lungenhochdrucks unklar ist oder durch komplexe, sich überschneidende Erkrankungen ausgelöst wird.

Eine frühe Diagnose einer PH ist besonders wichtig, da die Krankheit in der Regel einen fortschreitenden und lebensbedrohlichen Verlauf nimmt. Eine Heilung ist bisher zumeist nicht möglich. Dank großer Fortschritte in der Therapie ist die Prognose in den vergangenen Jahren jedoch erheblich besser geworden. Zudem wird weiter intensiv an neuen Behandlungen und Arzneimitteln geforscht. Auch wir von MSD forschen an Therapien für verschiedene Arten der pulmonalen Hypertonie.

Weitere Informationen zu Lungenhochdruck haben die Deutsche Herzstiftung und der Lungeninformationsdienst zusammengestellt.

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#einfacherklärt: Gibt es eine HIV-Impfung?

31. Januar 2023

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Eine Hand, die einen Gummihandschuh trägt, hält ein Reagenzglas. Darauf klebt ein Aufkleber mit der Aufschrift HIV und zwei Kästchen, die HIV negativ und HIV positiv andeuten. Das Kästchen bei HIV positiv ist angekreuzt.

Wie ist der aktuelle Stand der Forschung im Bereich HIV? Wie funktionieren die Therapien und gibt es einen Impfstoff? Wir haben unsere Kollegin Claudia Kröger gefragt, die die Entwicklung der HIV-Pandemie in Deutschland von Beginn an begleitet hat.

Liebe Claudia, die wichtigste Frage zuerst: Gibt es einen Impfstoff gegen HIV? Und wenn nicht, warum gibt es keine Impfung gegen HIV?
Nein, bisher gibt es keine Impfung, die vor einer Ansteckung mit dem HI-Virus – dem Humanen Immundefizienz-Virus – schützt. Ein großes Problem ist, dass sich das Virus ständig verändert und so immer neue Varianten entstehen. Hat man Antikörper gegen eine Variante entwickelt, helfen diese gegen eine andere möglicherweise überhaupt nicht. Bei einer HIV-Therapie werden auch deshalb immer verschiedene Medikamente eingesetzt, um die Vermehrung des Virus an verschiedenen Stellen zu blockieren. Mittlerweile stehen mehr als 20 Wirkstoffe gegen das Virus zur Verfügung. Was es inzwischen gibt, um eine Ansteckung zu vermeiden, ist eine sogenannte Präexpositionsprophylaxe (PrEP). Dabei handelt es sich um Medikamente, die regelmäßig eingenommen werden müssen, um eine Infektion verhindern zu können.

Du hast in den 1980er-Jahren als Arzthelferin einige der ersten HIV-Patient:innen betreut und in deinem Biologiestudium selbst zum Virus geforscht. Wie hast du die Entwicklung der HIV-Pandemie erlebt?
Am Anfang war es schlimm. Wir hatten wenig Möglichkeiten, den Menschen zu helfen. Und das Virus macht es den Wissenschaftler:innen nicht leicht. Es mutiert nicht nur ständig, sondern bietet auf seiner Oberfläche wenig Möglichkeiten für Antikörper „anzudocken“. Trotzdem standen bereits Mitte bzw. Ende der 1990er-Jahre die ersten Therapien zur Verfügung. Das hat viele Leben gerettet! Heute nehmen die meisten Menschen, die mit einer HIV-Infektion leben, ein bis zwei Tabletten pro Tag. Wenn Sie ihre Behandlung früh begonnen haben und konsequent ihre Medikamente einnehmen, führen sie so ein fast normales Leben.

Kannst du etwas näher erklären, wie eine HIV-Behandlung funktioniert?
Bei einer HIV-Therapie werden unterschiedliche Wirkstoffe miteinander kombiniert, die an verschiedenen Stellen der Virusvermehrung ansetzen. Das bedeutet, dass manche Medikamente verhindern sollen, dass das Virus in eine Zelle eindringt, andere wiederum, dass das Virus sein Erbgut in die Zelle einsetzt oder wieder andere, dass infizierte Zellen neue Viren produzieren. Diese Form der Kombinationstherapie hat sich bewährt: Dadurch kann die Vermehrung des Virus sogar so stark unterdrückt werden, dass es im Blut nicht mehr nachweisbar ist. Dann kann es auch nicht mehr übertragen werden – auch nicht beim Sex! Laut aktueller Zahlen des Robert Roch-Instituts von Dezember 2022 leben ca. 90.800 Menschen mit HIV in Deutschland. Etwa 90 Prozent davon sind diagnostiziert. Von den diagnostizierten Personen befinden sich 96 Prozent in Therapie und davon gelten ebenfalls 96 Prozent als erfolgreich therapiert, bei ihnen ist das HI-Virus also nicht nachweisbar.

HIV ist also nach wie vor nicht heilbar, aber gut behandelbar. Was sind aus deiner Sicht die größten Herausforderungen, vor denen Menschen, die mit HIV infiziert sind, heute stehen?
Leider sind das vor allem Diskriminierung und Stigmatisierung. In einer Befragung der Deutschen Aidshilfe im Jahr 2020 gaben 95 Prozent der Teilnehmenden an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten eine diskriminierende Erfahrung aufgrund ihrer Infektion gemacht haben. 52 Prozent haben angegeben, dass sie wegen Vorurteilen in ihrem Leben beeinträchtigt sind. Das liegt vor allem daran, dass viele Menschen zu wenig über HIV wissen – bzw. ihr Wissen noch auf dem Stand aus den 1980er Jahren stammt – und Berührungsängste gegenüber Menschen mit HIV haben. Sie haben Angst sich bei alltäglichen Dingen anzustecken. Dabei ist HIV relativ schwer übertragbar. Egal ob umarmen, vom gleichen Teller essen oder küssen: Es besteht in diesen Fällen kein Risiko, sich mit HIV anzustecken. Ich würde mir sehr wünschen, dass das in der Gesellschaft ankommt und Menschen endlich mit HIV, aber ohne Stigmatisierung leben können.

Weitere Informationen zu HIV haben wir auf unserer Patientenwebseite zusammengestellt. Außerdem beantwortet das Robert Koch-Institut hier die häufigsten Fragen zu einer HIV-Infektion und AIDS.

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Pipeline für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

16. Januar 2023

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Eine junge Ärztin erklärt einem Patienten etwas. Die Ärztin ist mit dem Gesicht der Kamera zugewandt. Den Patienten sieht man lediglich seitlich von hinten, sodass nur ein Teil des Rückens und des Gesichts zu sehen ist.

MSD forscht intensiv an Therapiemöglichkeiten für verschiedene Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Denn allein in Deutschland waren sie 2020 für etwa ein Drittel aller Todesfälle verantwortlich.

Das Herz eines Menschen schlägt ohne Pause zwischen 60- und 80-mal pro Minute. So pumpt es innerhalb von 24 Stunden ca. 7.000 Liter Blut durch das rund 100.000 Kilometer lange Netz an Blutgefäßen im Körper. Erkrankungen des Herzens oder des Kreislaufsystems können schwerwiegende Konsequenzen haben: 2020 mussten deutschlandweit mehr als 1,5 Millionen Menschen allein wegen Herzkrankheiten stationär im Krankenhaus behandelt werden. Etwa ein Drittel aller Sterbefälle in Deutschland gingen im selben Jahr laut Statistischem Bundesamt auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurück.

Der Begriff Herz-Kreislauf-Erkrankungen fasst Krankheiten des Herzens und der Blutgefäße zusammen – also ein sehr breites Spektrum an Erkrankungen. Häufig handelt es sich um chronische Krankheiten, die schwere Folgen haben können, wenn sie nicht konsequent behandelt werden. MSD forscht daher intensiv an neuen Therapieoptionen u.a. zur Behandlung von Lungenhochdruck oder der Senkung des Thromboserisikos bei Patient:innen mit chronischem Nierenversagen im Endstadium.

Bevor die Arzneimittel zugelassen werden, durchlaufen sie umfassende klinische Studien. In verschiedenen Studienphasen werden Verträglichkeit, Wirksamkeit und potenzielle Neben- und Wechselwirkungen untersucht. „Wir versuchen in Deutschland so häufig wie möglich Teil von weltweiten Studienprogrammen zu sein“, erklärt Sigrid Viergutz, Director Clinical Research DACH bei MSD. „Denn das kommt nicht nur den Patient:innen zugute, die in den Studien ein innovatives Prüfmedikament bekommen, sondern auch zukünftigen Betroffenen. Durch die Teilnahme an den klinischen Studien konnten Ärztinnen und Ärzte aus Deutschland bei einer Zulassung bereits Erfahrungen mit dem neuen Therapeutikum sammeln – und können diese mit Kolleginnen und Kollegen teilen.“

Weitere Informationen zu klinischen Studien gibt es hier.
Einen Überblick über die Pipeline von MSD bietet die weltweite MSD Webseite.

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#einfacherklärt: Was ist Pharmakovigilanz?

24. Januar 2022

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Im Vordergrund halten zwei Hände einen Medikamentenspender für eine Woche. Das Fach für Mittwoch ist geöffnet und eine Tablette wird entnommen. Im Hintergrund ist unscharf der Körper der Frau zu sehen, zu der die Hände gehören.

Wenn von Impfstoffen und Arzneimitteln die Rede ist, wird oft über Pharmakovigilanz – zu Deutsch Arzneimittelsicherheit – gesprochen. Aber was genau ist das und wie funktioniert der Prozess dahinter? Wir haben Guy Demol, Experte für Arzneimittelsicherheit bei MSD, dazu befragt.

Lieber Guy, was genau ist Pharmakovigilanz?

Arzneimittel und Impfstoffe haben die Prävention und Behandlung von Krankheiten verändert. Insbesondere Impfstoffe haben dazu beigetragen, dass potenziell schwerwiegende oder sogar tödliche Infektionskrankheiten entweder fast ausgerottet (z. B. Poliomyelitis, auch bekannt als Kinderlähmung) oder stark reduziert (z. B. Masern) werden konnten. Doch neben ihrem Nutzen können Arzneimittel und Impfstoffe auch Nebenwirkungen – auch unerwünschte Wirkungen genannt – haben.

Pharmakovigilanz ist die Wissenschaft bzw. sind die Aktivitäten zur Erkennung, Bewertung, zum Verständnis und zur Vorbeugung von unerwünschten Wirkungen oder anderen Problemen im Zusammenhang mit Arzneimitteln.

Alle Impfstoffe – oder jedes andere Arzneimittel – werden in klinischen Studien streng auf ihre Sicherheit und Wirksamkeit geprüft, bevor sie von Gesundheitsbehörden wie der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) zur Verwendung zugelassen werden. Obwohl Impfstoffe in der Regel an Tausenden von Personen untersucht werden, bevor eine solche Zulassung erfolgt, können einige Nebenwirkungen sehr selten sein und daher in klinischen Studien nicht entdeckt werden. Sie treten erst dann auf, wenn Millionen von Menschen geimpft werden. Über die Pharmakovigilanz wird die Sicherheit von Impfstoffen überwacht, während sie in der klinischen Routine verwendet werden, und sie ermöglicht es, die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um jedes festgestellte Risiko zu minimieren.

Wie funktioniert der Prozess der Arzneimittelsicherheit?

Sowohl die Pharmaunternehmen als auch die Gesundheitsbehörden verfügen über umfassende Systeme zur Sicherheitsüberwachung und zum Risikomanagement. Diese Systeme stellen sicher, dass Gesundheitsdienstleister und Impflinge oder Patienten mögliche Nebenwirkungen entweder telefonisch oder auf anderem elektronischem Wege melden können. Zusätzlich zu solchen spontan gemeldeten möglichen Nebenwirkungen werden für viele (neue) Impfstoffe nach der Zulassung groß angelegte Studien durchgeführt. Dies ermöglicht eine weitere systematische Untersuchung der Sicherheit in einer großen Population unter realen Bedingungen.

Alle Berichte aus diesen verschiedenen Quellen werden in Datenbanken gesammelt, geprüft und einzeln und in ihrer Gesamtheit bewertet. Zeigen sich bei solchen Analysen ungewöhnliche Wirkungen, schauen die Experten noch genauer hin. Dies kann dazu führen, dass notwendige Maßnahmen eingeleitet werden, z. B. die Information von Ärzten und Patienten über Risikofaktoren für bestimmte Nebenwirkungen oder die Änderung der Art und Weise, wie und für wen das Medikament verschrieben oder der Impfstoff verabreicht wird.

Viele klare und zuverlässige Informationen zur Pharmakovigilanz gibt es auf der Website der EMA und von Organisationen des öffentlichen Gesundheitswesens wie der WHO.

Und wie sind die Pharmaunternehmen in die Pharmakovigilanz eingebunden?

Pharmazeutische Unternehmen verfügen über eine große Anzahl von Sicherheitsdaten zu ihren Produkten. Ursprünglich stammen diese Daten aus den klinischen Studien, die zur Bewertung der Wirksamkeit und Sicherheit des Arzneimittels durchgeführt werden. Diese Studien bilden in der Regel die Grundlage für die Gesundheitsbehörden, um das Produkt für den Einsatz in größerem Maßstab zuzulassen. Diese Daten werden auch nach der Zulassung des Arzneimittels kontinuierlich ergänzt. Die Unternehmen sind gesetzlich verpflichtet, ein umfassendes System zur Sicherheitsüberwachung und zum Risikomanagement einzurichten. Ein solches System wird von geschultem Fachpersonal in den Ländern und in der Zentrale betrieben. Dadurch wird sichergestellt, dass Gesundheitsdienstleister und Patienten oder Impflinge mögliche Nebenwirkungen in ihrer eigenen Sprache melden können. Diese Meldungen und die Meldungen aus groß angelegten Studien, die nach der Zulassung des Produkts durchgeführt werden, werden gesammelt, analysiert und den Gesundheitsbehörden rasch gemeldet. Auf der Grundlage dieser Analysen leiten die Unternehmen in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden die erforderlichen Maßnahmen zur Risikominimierung ein.

Wie wird sichergestellt, dass alle Nebenwirkungen gemeldet werden?

In der Packungsbeilage finden Sie Kontaktinformationen, um mögliche Nebenwirkungen zu melden. Auch auf den Websites der Pharmaunternehmen und Gesundheitsbehörden finden sich entsprechende Informationen. In mehreren Ländern werden benutzerfreundliche Apps eingesetzt, um die Meldung mit einem Smartphone zu erleichtern. Mit all diesen Mitteln wird die spontane Meldung möglicher Nebenwirkungen gefördert.

Wie haben Innovationen die Pharmakovigilanz verbessert?

Im Laufe der Jahre haben verschiedene Neuheiten die Arzneimittelsicherheit verbessert: einerseits technologische und methodische Innovationen und andererseits Verbesserungen der rechtlichen Anforderungen und der von Gesundheitsbehörden und öffentlichen Gesundheitsorganisationen herausgegebenen Leitlinien. Technologische Innovationen sind beispielsweise Apps für mobile Geräte, die eine schnelle und einfache Meldung von Nebenwirkungen ermöglichen. Im Laufe der Jahre haben sich auch neue methodische Aspekte der Datenanalyse (z. B. statistische Methoden) und innovative Studiendesigns zur Durchführung von Real-Life-Studien entwickelt.

Die Nutzung von Daten, die zu anderen Zwecken erfasst wurden (manchmal auch als “Big Data” bezeichnet, z. B. Register von Patienten mit einer bestimmten Krankheit oder Krankenversicherungsdaten), hat Mittel zur Untersuchung der Sicherheitsprofile von Arzneimitteln und Impfstoffen bereitgestellt. Und schließlich hat auch die Einführung einer soliden Rechtsgrundlage und detaillierter Leitlinien durch nationale und supranationale (EU-) Behörden dazu beigetragen, die Pharmakovigilanz voranzubringen.

Guy Demol

Guy Demol

Was wir als MSD in Deutschland außerdem für die Patientensicherheit tun, erfahrt ihr hier.

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#GesundheitsGeschichte: 40 Jahre HIV-Forschung

27. Oktober 2021

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Gruppenfoto vom Crixivan Forschungsteam - 1997

1981 schreiben Ärzte in den USA das erste Mal über eine neue Krankheit, die plötzlich bei jungen, gesunden Männern auftritt. Seit 1982 hat sie einen Namen: AIDS. Im gleichen Jahr wird über die ersten Fälle in Deutschland berichtet. Die Wissenschaftler des RKI führen sofort ein Fallregister ein. Die weltweite Forschung beginnt.

Mittlerweile wissen wir, dass AIDS durch das HI-Virus ausgelöst wird – kurz für „human immunodeficiency virus“ oder Humanes Immundefizienz-Virus. Wir wissen, wie es übertragen wird, wie man sich schützen und Betroffene therapieren kann. Was wir noch nicht wissen, ist, wie Betroffene geheilt werden können. Und auch eine Impfung, um die Ansteckung zu verhindern, gibt es bisher nicht. Aber es wird auch weiterhin weltweit geforscht.

Auch MSD beteiligt sich seit Mitte der 1980er Jahre intensiv an der HIV-Forschung. Wir haben die wichtigsten Meilensteine zusammengestellt.

Frau im Labor

Julie Gerberding, Chief Patient Officer von MSD, erinnert sich an die Zeit, als die US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention 1982 erstmals den Begriff „AIDS“ nutzten: „Zu Beginn der AIDS-Epidemie begann ich gerade meine Ausbildung an der University of California in San Francisco. Ich habe mich dort um die ersten Patienten gekümmert, die – zurückblickend – an AIDS erkrankt waren. Es war eine sehr beängstigende Krankheit. Es gab so viele Unbekannte, einschließlich der Frage, wie die Krankheit übertragen wird.“

Gruppenfoto von Wissenschaftlern

Mitte der 1980er Jahre startete MSD sein erstes HIV-Forschungsprogramm als Antwort auf die Erkrankung, die MSD schon damals als potenzielle Epidemie einschätzte. Unsere Wissenschaftler waren mit die ersten, die Medikamente für die Behandlung von HIV entdeckten und entwickelten.

Wir waren die ersten, die die Kristallstruktur der HIV-Protease veröffentlichten – dem Enzym, das für die Infektiosität des Virus essenziell ist.

Gruppenfoto vom Crixivan Forschungsteam - 1997

Zusammen mit anderen Pharmaunternehmen hat MSD 1992 eine unternehmensübergreifende Zusammenarbeit gestartet, um gemeinsam AIDS-Medikamente zu entwickeln und HIV-Therapien zu erforschen. 1993 war das HIV-Forschungsprojekt das größte unserer Unternehmensgeschichte: Es haben mehr Wissenschaftler an der AIDS-Forschung gearbeitet als an jeder anderen Krankheit.

Nach jahrelanger Forschung und Entwicklung hat MSD einen der ersten Protease-Hemmer entwickelt. 1995 – noch vor der Zulassung durch die FDA – hat MSD in Zusammenarbeit mit der Behörde und Patientenorganisationen die neue HIV-Therapie für ausgewählte Patienten zur Verfügung gestellt – kostenfrei.

In Rekordzeit bekam unsere HIV-Therapie 1996 die Zulassung der FDA: in nur 42 Tagen. Die Behandlung war ein wichtiger Meilenstein, damit Betroffene eine HIV-Infektion überleben können.

Im Jahr 2012 unterstützte MSD die NAMES Project Foundation. Die Initiative reiste durch die USA und machte auf die besorgniserregende Entwicklung der HIV-Epidemie in der Schwarzen Bevölkerung aufmerksam. Neben Diskussionsveranstaltungen wurden in den zehn Städten mit der höchsten Verbreitung Aufklärungsworkshops angeboten.

2021 haben MSD und Gilead vereinbart, im Kampf gegen HIV zusammenzuarbeiten.

Mehr über den HI-Virus und das Leben mit der Erkrankung, gibt es hier.

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