Einige Menschen stehen Impfungen skeptisch gegenüber – und das nicht erst seit der COVID-19-Pandemie. Wir haben uns sieben häufige Impfeinwände und die Faktenlage dazu angesehen.
- Die meisten Krankheiten, gegen die geimpft wird, treten in Deutschland gar nicht mehr auf.
Der letzte in Deutschland erworbene Fall von Kinderlähmung (Poliomyelitis) wurde 1990 erfasst. Und im Jahr 2020 wurden lediglich 16 Diphtherie-Erkrankungen registriert. Auf den ersten Blick scheint der Einwand zu stimmen. Aber diese niedrigen Zahlen sind bereits das Ergebnis von Impfprogrammen. Sinkende Impfquoten bergen potenziell das Risiko neuer Epidemien. In den Jahren 1978 und 1992 kam es beispielsweise in einigen niederländischen Gemeinden zu Poliomyelitis-Ausbrüchen, nachdem Impfungen dort aufgrund religiöser Vorbehalte abgelehnt wurden. Es erkrankten 110 bzw. 71 Personen an Kinderlähmung. In den 1990er Jahren kam es in Russland und ehemaligen Staaten der Sowjetunion zu mehreren Diphterie-Wellen, nachdem die Impfquoten gesunken waren. Es erkrankten über 150.00 Personen, 6.000 Menschen starben.
Durch den internationalen Reiseverkehr könnten Infektionen auch nach Deutschland gebracht werden und sich hier ausbreiten. Einige Erreger wie Polioviren oder Masern werden im menschlichen Organismus beherbergt und von Mensch zu Mensch weitergegeben, etwa durch Anhusten. Aus diesem Grund können auch die verbesserten hygienischen Bedingungen oder Ernährung nicht zu einer so deutlichen Senkung von Erkrankungen führen, wie es Impfungen tun. - Impfungen sind überflüssig, da die Krankheiten zum Beispiel mit Antibiotika behandelt werden können.
Die medizinische Versorgung ist heutzutage unbestritten besser als früher. Dennoch gibt es bisher keine Arzneimittel, die so wirksam gegen Viren wären, wie Antibiotika gegen Bakterien. Gegen Viren sind Antibiotika wirkungslos. Es gibt aber auch bakterielle Infektionen wie etwa Tetanus, die nach wie vor schwer behandelbar sind und auch heute noch tödlich enden können. Und es gibt Viren, gegen die es eine Impfung gibt, aber keine Therapie, wie etwa gegen Hochrisiko-HPV-Viren. Außerdem gefährden Antibiotikaresistenzen die Behandlung von bakteriellen Infektionen immer mehr. Impfungen, Antibiotika und Hygienemaßnahmen sind keine gegensätzlichen Optionen gegen Krankheiten, sondern unterschiedliche Glieder einer Schutzkette für die Gesundheit. - Man kann trotz Impfung erkranken.
Keine Impfung schützt alle Menschen gleich (gut), ebenso wie kein Arzneimittel bei allen Patient:innen gleich (gut) wirkt. Impfungen können die Wahrscheinlichkeit zu erkranken, aber deutlich senken. Das Robert Koch-Institut verdeutlicht das am Beispiel eines Masernausbruchs an einer Grundschule, bei dem die Hälfte der Kinder geimpft, die andere Hälfte ungeimpft ist. Statistisch gesehen würden dann 97-98 Prozent der ungeimpften Schüler:innen an Masern erkranken – und lediglich zwei bis drei Prozent der geimpften Schüler:innen. Wichtig ist, bei Mehrfachimpfungen mit geregelten Abständen, diese einzuhalten und Auffrischungsimpfungen rechtzeitig durchzuführen. - Impfungen schützen nicht langfristig und müssen ständig wiederholt werden.
Ob eine Impfung wiederholt werden muss, hängt unter anderem vom Impfstoff ab. Hat ein Kind beispielsweise die Grundimmunisierung mit zwei Kombinationsspritzen gegen Masern, Mumps und Röteln bekommen, kann man davon ausgehen, dass der Immunschutz gegen Masern und Röteln tatsächlich ein Leben lang währt. Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie, Polio oder Keuchhusten müssen alle fünf bis zehn Jahre wiederholt werden. Gegen Grippe sollten sich Risikopatient:innen jährlich impfen lassen. Das liegt aber vor allem daran, dass sich der Grippeerreger sehr schnell verändert und gefährdete Personen daher jedes Jahr eine Auffrischung mit einem neu zusammengesetzten Impfstoff erhalten sollten. Die Impfung gegen Pneumokokken empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) für Babys und dann wieder für Menschen ab 60 Jahren, da sie ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben. Welche Impfung für welche Personengruppe empfohlen wird und wie häufig aufgefrischt werden sollte, zeigt der Impfkalender der STIKO. - Das Durchmachen von Krankheiten ist für eine normale Entwicklung des Kindes wichtig und bewirkt einen besseren Schutz als eine Impfung.
Es gibt bisher keine wissenschaftlichen Studien, die belegen, dass sich ungeimpfte Kinder geistig oder körperlich besser entwickeln als geimpfte. Die verfügbaren Schutzimpfungen gibt es jedoch auch nur gegen besonders häufig auftretende oder gefährliche Erreger. Darüber hinaus muss sich das Immunsystem täglich mit hunderten weiteren Erregern auseinandersetzen, und auch eine Impfung trainiert das Immunsystem. Umgekehrt können die sogenannten Kinderkrankheiten gesundheitliche Komplikationen bis hin zu Todesfällen zur Folge haben. Der Begriff „Kinderkrankheit“ bedeutet nicht, dass die Krankheit harmlos ist, sondern dass sie lange Zeit bevorzugt im Kindesalter auftrat. Bei einer Masernerkrankung entwickelt sich z.B. bei etwa einem von 1.000 Kindern eine Entzündung des Gehirns (Masern- Enzephalitis). Diese führt häufig zu bleibenden Hirnschäden oder verläuft tödlich. Impfungen können diese schweren Erkrankungsverläufe vermeiden. - Impfungen verursachen die Erkrankungen, gegen die sie schützen sollen.
Nur sehr wenige Impfstoffe enthalten abgeschwächte, noch lebende Erreger. Die meisten Impfstoffe enthalten entweder abgetötete Erreger oder nur deren Bestandteile. Nach einer Impfung mit einem Lebendimpfstoff können krankheitsähnliche Symptome auftreten, eine voll ausgeprägte Erkrankung entwickelt sich aber praktisch nie. Zu Zeiten der Schluckimpfung kam es leider immer wieder zu Fällen von Kinderlähmung. Der Lebendimpfstoff, der die Krankheit einerseits sehr gut verdrängte, verursachte andererseits jedes Jahr einige wenige Infektionen. Seit 1998 empfiehlt die STIKO daher für eine Polio-Impfung lediglich die Injektion eines Totimpfstoffs, der die Erkrankung nicht auslösen kann. Unabhängig von der Art des Impfstoffs können nach Impfungen Fieber, Übelkeit oder Schwellungen und Rötungen an der Injektionsstelle auftreten. Dabei handelt es sich aber lediglich um (zum Teil auch erwünschte) Reaktionen des gesunden Immunsystems. - Die Nebenwirkungen und Risiken von Impfungen sind unkalkulierbar.
Impfstoffe können Nebenwirkungen haben. Das ist unbestritten. Verdachtsfälle von Impfkomplikationen müssen an das Paul-Ehrlich-Institut gemeldet werden. Das Institut bewertet die Meldungen und prüft, ob es einen ursächlichen Zusammenhang mit der Impfung gibt. Das Ziel ist es, mögliche Risikosignale seltener Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern. So ist auch nach der Zulassung der Impfstoffe weiterhin eine kontinuierliche Sicherheitskontrolle gegeben. Einen Nachweis darüber, dass Impfungen Autismus, Diabetes oder etwa Multipler Sklerose auslösen, gibt es dagegen nicht. Da Impfungen einer großen Mehrheit von Kindern gegeben werden und viele Gesundheitsstörungen und Erkrankungen im Kindesalter auftreten, ist es nicht überraschend, dass diese im zeitlichen Zusammenhang mit Impfungen registriert werden. Ein ursächlicher Zusammenhang muss deshalb jedoch nicht bestehen.
Das Robert Koch-Institut hat sich ausführlich mit Einwänden gegen Impfungen befasst und Antworten auf seiner Webseite zur Verfügung gestellt. Im Einzelfall ist der Kinder- oder Hausarzt ein guter Ansprechpartner, um Fragen zu Impfungen und Nebenwirkungen zu besprechen.
Ihr Kontakt
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Charlotte Gerling
Sen. Specialist Corporate Communications