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Workshop 4

Digitalisierung in Praxen – Rolle der KVen und Arztnetze

Durch die Arztpraxen vor Ort muss die Digitalisierung in der Versorgung ankommen. Dafür ist viel finanzieller und zeitlicher Aufwand nötig. Allein müssen die niedergelassenen Mediziner die Umsetzung nicht bewältigen. KVen und Ärztenetze stehen als Partner:innen bereit.

Gemeinsam Wege aus dem Digitalisierungsdschungel finden

Allein durch innovative Gesetze wird das Gesundheitswesen nicht digital. Entscheidend ist, dass in den Praxen vor Ort die nötige Technik aufgebaut wird, um bspw. die elektronische Patientenakte und eine sektorenübergreifende Kommunikation auf die Beine zu stellen. Für niedergelassene Mediziner:innen ist Digitalisierung jedoch zuerst mit viel Aufwand verbunden und ihr Nutzen erscheint abstrakt. Für ein Umdenken setzen sich die KVen und etablierte Arztnetze ein. Sie sind Partner:innen für Innovationen, machen deren Mehrwert erlebbar und unterstützen Praxen bei der konkreten Umsetzung von Digitalisierungsprojekten.

„Die Arztpraxen dürfen nicht mit der Verantwortung für die Digitalisierung im Gesundheitswesen allein gelassen werden!“ – Claudia Beckmann

Digitalisierung für Praxen erlebbar machen

Aus dem „Digitalisierungsdschungel“ will Diane Weber die niedergelassenen Ärzt:innen herausführen. Dazu wende sie in der KV Westfalen-Lippe das Prinzip „Digitalisierung erleben und verstehen“ an. Mediziner:innen und deren MFAs ermögliche die Technologieausstellung „dipraxis“ einerseits Weiterbildungen. Andererseits diene sie auch als Orientierungshilfe und gebe einen Überblick über Technologien. An PC-Arbeitsplätzen könnten ganze Praxisteams verschiedene Software-Anwendungen testen und würden unabhängige Beratung für die Auswahlentscheidung bekommen. Die ständigen Ausstellungsinhalte der dipraxis umfassen laut Weber Praxismanagement, Behandlungsunterstützung, Telemedizin, eAkten und Telematikinfrastruktur (TI)-Anwendungen.

Versorgung reflektieren und weiterdenken

„Wie digital sind Sie?“ sei die erste Frage, der sich die Praxisteams beim Digitalisierungstest in der dipraxis stellen müssten. Ein individueller Ergebnisbericht gäbe Antwort darauf, so Weber. Zusätzlich seien konkrete Handlungsempfehlungen für die Umsetzung in Digitalisierungsstrategien herunterzuladen. Die KVWL verstehe sich als Partner:in für die Digitalisierung und für Innovationen generell, erklärt Weber und ruft „alle Player im System“ auf, die Versorgungssituation vor Ort „zu reflektieren und weiterzudenken“. In zahlreichen Innovationsfondsprojekten der KVWL gehe es laut Weber genau darum.

Digitalisierung schafft Mehrwert – und mehr Aufwand

Mark Kuypers zeigt sich realistisch mit der Aussage, dass Digitalisierung zwar Mehrwert bietet, aber zugleich auch mehr Aufwand bedeutet.

„Digitalisierung in Arztpraxen – eine steigende Anforderung und stete Herausforderung des Alltags.“ – Mark Kuypers

Schnellere Prozesse, sicherere Kommunikation, aktuellere Daten, mehr Informationen, Steigerung der interdisziplinären Zusammenarbeit und Optimierung der Behandlung seien die Benefits. Aber nur, wenn Arztpraxen stetig finanziell in Hard- und Software sowie in EDV-Dienstleistungen investieren und Zeit für Vorbereitung, Organisation und Umsetzung aufbrächten, werde der Mehrwert spürbar. In diesem Kontext fordert er realistische Zeitpläne durch die Politik, realisierbare Vorgaben für die EDV-Hersteller und Praxen zur Umsetzung, um die Digitalisierung vor Ort zu erleichtern.

Gemeinsam besser aufgestellt

In Arztnetzen sieht Kuypers eine gute Möglichkeit, sich gegenseitig zu unterstützen und zu helfen. Er selbst ist als Geschäftsführer kaufmännisch verantwortlich für das Ärztenetzwerk solimed in Solingen. Dieses betreibt seit gut 14 Jahren eine digitale Vernetzung zwischen den Mitgliedern der Haus- und Fachärzteschaft sowie den drei ansässigen Kliniken. Heute seien alle dankbar für die Unterstützung durch das Arztnetz und rund 26.000 Patient:innen nutzen die ePA von solimed, so Kuypers. Auf dem Weg dahin hätten die Praxen diverse Anforderungen im Bereich Digitalisierung erfüllen müssen, immer verbunden mit Abstimmungsbedarf z.B. wegen einer Vielzahl von am Markt angebotenen PVS-Systemen, führt er aus. Dass man es geschafft habe, sich auf ein einheitliches System zu einigen, bringe großen Mehrwert für die Zusammenarbeit. Das Netzmanagement entlaste und unterstütze die Praxen und das Netzbüro diene ihnen als Servicestelle u.a. durch Informationsbereitstellung bzgl. Neuerungen und Terminen, Förderung des kollegialen Austauschs bei der Einführung von TI-Modulen und Hilfe durch sehr enge Kooperation mit dem EDV-Support.

Mit zwei Fragen an die Zuschauer:innen der Veranstaltung wurde die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung noch einmal aus einer allgemeineren Perspektive betrachtet und diskutiert. Bei der Frage, welches Element der Digitalisierung das wichtigste sei, sprach sich knapp die Hälfte für die digitale Patientenakte aus, immerhin rund ein Viertel für den digitalen Arztbriefversand. Als größtes Potenzial der Digitalisierung nannten die Zuschauer:innen die sektorenübergreifende Versorgung und Vernetzung, Zeit- und Kostenersparnisse, die Reduktion von Fehlern sowie die Stärkung der Patient:innen. Die Ergebnisse der Publikumsbefragung finden Sie in den nachfolgenden Abbildungen.

Referenten

Portrait Claudia Beckmann

Claudia Beckmann

Netzarbeit | Moderation

Portrait Mark Kuypers

Mark Kuypers

Solimed – Unternehmen Gesundheit | Referent

Portrait Diane Weber

Diane Weber

KV Westfalen-Lippe | Referentin

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